Todesfall in London:Russischer Geschäftsmann Gluschkow wurde ermordet

Russischer Geschäftsmann tot in London aufgefunden

Das Wohnhaus, in dem Nikolai Gluschkow vor wenigen Tagen tot aufgefunden wurde.

(Foto: dpa)
  • Der Tod des russischen Geschäftsmanns Nikolai Gluschkow war nach Angaben der britischen Anti-Terror-Polizei ein Mord.
  • Der 68-Jährige, der vor Kurzem tot in seinem Londoner Haus gefunden wurde, ist demach durch "Druckausübung auf den Hals" gestorben.
  • Gluschkow soll ein früherer Geschäftspartner des Kreml-Kritikers Boris Beresowskij gewesen sein.

Der russische Geschäftsmann Nikolai Gluschkow ist ermordet worden. Die Obduktion habe ergeben, dass der 68-Jährige durch "Druckausübung auf den Hals" gestorben sei, teilte die Londoner Polizei am Freitag mit. Der russische Exilant war kürzlich tot in seinem Londoner Haus aufgefunden worden.

Gluschkow hatte für die russischen Großkonzerne Avtovaz und Aeroflot gearbeitet. 2004 war er zu drei Jahren und drei Monaten Haft nach Vorwürfen von Betrug und Geldwäsche verurteilt worden. 2010 erhielt er in Großbritannien Asyl. Gluschkow soll ein früherer Geschäftspartner des Kreml-Kritikers Boris Beresowskij gewesen sein, der seinerseits 2013 nahe London erhängt aufgefunden worden war.

Nach Gluschkows Tod hatte die Polizei gemeldet, sie ermittle "vorsorglich wegen der Verbindungen, die der Mann gehabt zu haben scheint".

Sigmar Gabriel: "unschuldig, bis jemand das Gegenteil bewiesen hat"

Aufgrund des Todesfalls sowie des Anschlags auf den Ex-Spion Sergej Skripal lässt Großbritannien etwa 14 Todesfälle in Großbritannien mit einer möglichen Verbindung nach Russland erneut untersuchen. Die Todesfälle reichen teils mehr als zehn Jahre zurück. Darunter sind neben Beresowski weitere Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Noch ist unklar, ob der Todesfall mit dem Nervengift-Angriff auf den russischen Ex-Agenten Skripal und seine Tochter in Verbindung steht. Der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter waren am 4. März in Salisbury südwestlich von London bewusstlos auf einer Bank aufgefunden worden. Sie wurden mit lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Die britische Regierung ist der Ansicht, dass die russische Regierung "höchstwahrscheinlich" hinter der Attacke steht.

Am Freitag wiederholte Außenminister Boris Johnson diese Einschätzung. Es sei "äußerst wahrscheinlich", dass es die Entscheidung von Russlands Präsident Wladimir Putin gewesen sei, den Nervengift-Einsatz auf britischen Straßen anzuordnen.

Ein Kreml-Sprecher wies Johnsons Äußerungen scharf zurück: "Jegliche Erwähnung von oder in Bezug zu unserem Präsidenten in diesem Zusammenhang ist schockierend und ein unverzeihlicher Bruch diplomatischer Regeln und anständigen Benehmens", sagte er der Nachrichtenagentur Tass zufolge. Der Kreml bestreitet, für Skripals Tod verantwortlich zu sein, und fordert Beweise von London.

Der deutsche Ex-Außenminister Sigmar Gabriel kommentierte: "Jemand ist so lange unschuldig, bis jemand das Gegenteil bewiesen hat."

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