Tod von Nordkoreas Machthaber Kim Jong II:Letzte Huldigung für einen Tyrannen

Aufgebahrt in einem Glassarg, gebettet auf ein Meer roter Blumen - so verabschiedet das nordkoreanische Regime Kim Jong Il. Bis zuletzt inszenierte sich der "geliebte Führer" als unantastbarer Machthaber. Das Leben des Diktators in Bildern.

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Aufgebahrt in einem Glassarg, gebettet auf ein Meer roter Blumen - so verabschiedet das nordkoreanische Regime Kim Jong Il. Bis zuletzt inszenierte sich der "geliebte Führer" als unantastbarer Machthaber. Das Leben des Diktators in Bildern.

Auch nach dem Tod: Die Inszenierung ist perfekt. In einem großen, prunkvollen Saal liegt der Leichnam von Kim Jong Il aufgebahrt. Das Staatsfernsehen zeigte am Dienstag diese Bilder.

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Eingebettet in rote und weiße Blumen liegt der "geliebte Führer". Dem Staatsfernsehen zufolge befindet sich der Sarg im Kumsusan-Palast in der Hauptstadt Pjöngjang. Dort ist an anderer Stelle bereits der einbalsamierte Leichnam von Kim Il Sung, dem Staatsgründer und Vater des Machthabers, in einem gläsernen Sarg zu sehen.

The body of North Korean leader Kim Jong-il lies in state at the Kumsusan Memorial Palace in Pyongyang in this still picture taken from video footage of still images aired by KRT

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Der verstorbene Machthaber trägt seine charakteristische khakifarbene Uniform.

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Sein Sohn Kim Jong Un, der als Nachfolger des Vaters gilt, sowie mehrere Staatsfunktionäre standen, teils in Schwarz gekleidet, teils in Uniform, um den Sarg herum.

Kim Jong Il - North Korea

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Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il wie die Welt ihn zu Lebzeiten kannte - den Blick starr geradeaus gerichtet, unnachgiebig und undurchsichtig.

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Über den "geliebten Führer"  - hier im Bild mit Familienangehörigen - hieß es immer wieder, er sei herzkrank und leide an schwerer Diabetes. Im August 2008 erlitt er japanischen und südkoreanischen Presseberichten zufolge einen Schlaganfall. Chirurgen sollen ihn am Gehirn operiert haben. Genaue Informationen zum Zustand Kims gab es jedoch nie.

Hartnäckig hielten sich auch Spekulationen über den Tod des Diktators. Bereits im Sommer 2008 sorgte ein Bericht des japanischen Nordkorea-Experten Toshimitsu Shigemura für Aufsehen: Er behauptete, Kim sei bereits Ende 2003 gestorben und werde seitdem von einem Doppelgänger vertreten. Der Bericht fachte damals Mutmaßungen über die Nachfolge Kims an.

Im Bild: Kim Jong Il (vorne links) im Jahr 1981 mit seinem Sohn Jong Nam (vorne rechts), der Schwägerin Sung Hye Rang, Nichte Lee Nam Ok und Neffe Lee Il Nam (hinten von links).

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010

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Gerüchte, denen Kim höchstpersönlich im Herbst 2010 ein Ende bereitete, indem er seinen Sohn Kim Jong Un zu seinem Nachfolger erklärte. Bereits zuvor hatte es erste Anzeichen gegeben, die eine anstehende Machtübergabe an den Sohn andeuteten. So war der dritte und zugleich jüngste Sohn bereits Anfang 2010 zum Vier-Sterne-General befördert und in höhere Parteiämter eingeführt worden.

Kim Jong-il and Kim Jong-un watch a grand military parade in Pyongyang

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Zeitgleich mit der Verbreitung der Nachricht von Kim Jong Ils Tod wird die Bevölkerung aufgerufen, Kim Jong Un zu unterstützen. Das Volk und das Militär "müssen dem Genossen Kim Jong Un treu die Ehre erweisen", teilte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA an diesem Montag mit.

North Korean founder Kim Il-sung, his first wife Kim Jong-suk and his son Kim Jong-il

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Kim Jong Il, der seine Mutter Kim Jong Suk (rechts) im Alter von neun Jahren verlor, wurde selbst sehr früh als Nachfolger seines Vaters, Kim Il Sung (Mitte), aufgebaut. Offiziell 1942 geboren, hatte er schon in seiner Jugend erste politische Ämter inne. Zunächst soll er in der DDR eine Ausbildung zum "Wirtschaftsexperten" durchlaufen haben, bevor er 1964 ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei in Pjöngjang aufgenommen wurde. Es folgte das Amt des Leiters der Propagandaabteilung.

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Zu Lebzeiten seines Vaters soll Kim Jong Il für diverse Anschläge verantwortlich gewesen sein. So soll er das Bombenattentat auf den südkoreanischen Präsidenten und Militärdiktator Chun Doo Hwan 1983 im birmanischen Rangun geplant haben, bei dem 17 südkoreanische Regierungsmitglieder getötet wurden. Auch für den Anschlag auf ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug (Korean-Airlines-Flug 858) 1987, bei dem alle 115 Menschen an Bord starben, wurde er verantwortlich gemacht.

Undated file photo of North Korea's President Kim Il-sung and his son Kim Jong-il

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1980 machte Kim Il Sung (links) seinen Sohn zur "Nummer zwei" der Partei. Als der Vater 1994 im Alter von 82 Jahren an einem Herzinfarkt starb, wurde er zum "ewigen Präsidenten" ernannt.

File photo shows a national meeting held to celebrate the 40th anniversary of North Korean leader Kim Jong-il's start of work at the central committee of the Worker's Party of Korea in Pyongyang

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Vom Vater wurde mit der Macht auch der Führerkult auf den Sohn übertragen. Um die "Große Sonne der Nation", so ein weiterer heroischer Beiname Kim Jong IIs, ranken sich zahlreiche Mythen. Offiziellen Darstellungen zufolge sollen nach seiner von einer Schwalbe angekündigten Geburt am 16. Februar 1942 in einem Partisanen-Camp auf dem heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein.

Nach Ansicht westlicher Experten wurde er dagegen bereits ein Jahr zuvor in einem Ausbildungslager der Roten Armee bei Chabarowsk in Sibirien geboren, von wo aus sein Vater eine Einheit im Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas führte.

Kim Jong Il, AP

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Abgesehen von Mythen und Gerüchten ist über das Leben Kims wenig bekannt. 2004 sorgte ein Buch seines früheren Kochs, Kenji Fujimoto, für Aufsehen. In ihm beschrieb der Japaner Kim als Gourmet, der Kaviar, Sushi und anderen Gaumenfreuden hingegeben ist, die aus dem Ausland eingeflogen werden. Auch soll er über einen beeindruckenden Wein- und Spirituosenkeller verfügt haben.

Kim Jong-il inspects music center

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Zudem berichtete Fujimoto von Banketten, bei denen Kim seine Offiziere mit nackten Frauen tanzen ließ. Kim selbst war insgesamt viermal verheiratet.

Im Bild: Der "geliebte Führer" beim Besuch eines Musikzentrums in Pjöngjang.

A North Korean woman carries water which she collected at the River Yalu in the North Korean city of Hyesan

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Kims angeblich ausschweifender Lebensstil stand in starkem Kontrast zur Armut seines Landes. Schon in den 1980er Jahren hatte die Autokratie des Regimes zu schweren wirtschaftlichen Problemen geführt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, bis dahin engster Bündnispartner Nordkoreas, verschärften sich die Schwierigkeiten. Eine schwere Dürreperiode löste 1997 eine verheerende Hungersnot aus. Zwischen 1996 und 1999 sollen rund eine Million Nordkoreaner verhungert sein. Bis heute ist das Land von Nahrungshilfe abhängig.

File photo of North Koreans participating in celebrations for the 60th anniversary of the founding of North Korea

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Immer wieder wurde Kim Jong Il vorgeworfen, die Hilfslieferungen zur Versorgung seiner riesigen Militärmaschinerie zu verwenden. Nordkorea verfügt über das fünftgrößte stehende Heer der Welt. Dauerhaft sind 1,1 Millionen Soldaten unter Waffen. 49 von 1000 Bürgern dienen im Militär - der höchste Anteil weltweit.

File photo of North Koreans taking part in a parade to commemorate the 65th anniversary of the founding of the Workers' Party of Korea in Pyongyang

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Die hohen Militärausgaben, eine Folge des seit mehr als sechs Jahrzenten andauernden Konflikts mit Südkorea, trugen zur wirtschaftlichen Misere des Landes bei.

Im Bild: eine Militärparade anlässlich des 65. Geburtstags der Partei der Arbeit Koreas.

Kim Jong Il Kim Dae-jung

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Die Beziehungen zum Nachbarn im Süden hatten sich in den neunziger Jahren im Rahmen der "Sonnenschein-Politik" verbessert, die der damalige südkoreanische Staatsschef Kim Dae Jung eingeleitet hatte. Das Ziel Südkoreas bestand klar in einer Wiedervereinigung der beiden koreanischen Staaten, die nach dem Koreakrieg (1950-1953) nie offiziell Frieden geschlossen hatten.

In der Folge kam es zur Aufnahme von Wirtschaftskontakten und einer Bahnverbindung sowie zu Treffen von seit dem Krieg getrennten Familienmitgliedern. Trotz des anhaltenden Streits um das nordkoreanische Nuklearprogramm wurde die Entspannungspolitik zunächst beibehalten.

File photo of North Korean leader Kim, South Korean President Roh and Roh's wife Yang-sook toasting during a luncheon in Pyongyang

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Im Oktober 2007 kam es erneut zu einem Treffen mit Kim Dae Jungs Nachfolger Roh Moo Hyun (Mitte) und dessen Frau Yang Sook. Erst die Abwahl Rohs im März 2008 führte zur deutlichen Abkühlung der Beziehungen.

File photo of North Korean leader Kim Jong-il, who died December 17, 2011

Quelle: REUTERS

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Einen Tiefpunkt erreichten die Beziehungen zwischen den beiden koreanischen Staaten mit der dem Norden angelasteten Versenkung der südkoreanischen Korvette Cheonan mit 46 toten Seeleuten im März und insbesondere mit dem Beschuss der südkoreanischen Insel Yonpyong durch das nordkoreanische Militär im November 2010, bei dem vier Menschen getötet und zahlreiche Häuser zerstört wurden. Als Reaktion auf den ersten Angriff auf bewohntes südkoreanisches Gebiet seit dem Koreakrieg (1950-53) verhängte Südkorea Sanktionen gegen Nordkorea und baute die Verteidigungsstellungen auf grenznahen Inseln aus.

Das nordkoreanische Militär reagierte mit kriegerischen Tönen - drohte mit einem "Feuermeer", sollte der Nachbar aus dem Süden einen Gegenangriff in Betracht ziehen.

A protester stands on a portrait of North Korean leader Kim Jong-il during an anti-North Korea rally in central Seoul

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In welche Richtung sich Nordkorea nach Kims Tod bewegt, ist offen - zu unbekannt ist der junge Nachfolger Kim Jong Un. Der Verstorbene hinterlässt seinem Sohn vor allem zwei schwerwiegende Krisenherde: den Konflikt mit Südkorea und den ungelösten Streit um das Atomprogramm.

Im Bild: Ein Demonstrant steht am 23. November 2011 auf einem Porträt Kim Jong Ils auf einem Platz in Seoul. Es ist der erste Gedenktag des Angriffs Nordkoreas auf die südkoreanische Insel Yonpyong.

© sueddeutsche.de/dpa/afp/feko/lala
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