Tod von Fidel Castro:"Ein Gigant der Geschichte"

Tod von Fidel Castro: Freuen sich über die Todesnachricht - Exil-Kubaner in Miami.

Freuen sich über die Todesnachricht - Exil-Kubaner in Miami.

(Foto: AFP)
  • Der einstige kubanische Revolutionsführer Fidel Castro ist tot.
  • Die Nachricht sorgt für unterschiedliche Reaktionen.
  • Während in Lateinamerika Trauer herrscht, sehen viele Exil-Kubaner den Beginn einer neuen Ära und freuen sich.

Fidel Castro war eine höchst umstrittene Persönlichkeit - im Leben, als auch im Tode. Wie sehr das der Fall ist, zeigt sich auch an den weltweiten Reaktionen auf seinen Tod, die durchaus unterschiedlich ausfallen. Viele Politiker würdigen den Verstorbenen zwar, gemäß dem Motto, dass man über Tote nicht schlecht spricht, doch einige finden auch sehr deutliche Worte. Darunter, an vorderster Front, der republikanische Präsidentschaftskandidate Donald Trump.

Dabei schien es anfangs lange so, als sei die Meldung von Castros Tod an Trump vorbeigegangen. Erst acht Stunden nach dem Bekanntwerden twitterte er, wohl ohne die Komik zu bemerken:

Später bezeichnete er den Verstorbenen in einer Erklärung als "einen brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte unterdrückt hat". Castro hinterlasse ein Vermächtnis von "Erschießungskommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Versagung fundamentaler Menschenrechte".

Trump hatte sich im Wahlkampf gegen eine Annäherung an Kuba ausgesprochen

Zwar bleibe Kuba "eine totalitäre Insel", aber er hoffe, dass Castros Tod den Weg in eine Zukunft bereite, "in der das wundervolle kubanische Volk endlich in der Freiheit leben kann, die es so reichlich verdient". Seine Regierung werde alles ihr Mögliche tun, um zu diesem Ziel beizutragen.

Trump hatte im Wahlkampf wiederholt Bedenken wegen der Annäherung mit Kuba geäußert. Er kündigte an, die von US-Präsident Barack Obama eingeleiteten Schritte wieder rückgängig zu machen, falls Havanna nicht auf die Forderungen seiner Regierung hinsichtlich der Menschenrechtslage in Kuba eingehe.

Der regierende US-Präsident Obama reichte dem kubanischen Volk symbolisch die "Hand der Freundschaft". Die Geschichte werde zeigen und darüber urteilen, welch "enormen Einfluss diese einzelne Person auf die Menschen und die Welt um ihn herum" hatte, so Obama. Er verwies darauf, dass "Zwietracht und tiefe politische Meinungsverschiedenheiten" das Verhältnis der beiden Staaten über fast sechs Jahrzehnte geprägt hätten. Er habe hart daran gearbeitet, "dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen".

Lateinamerika trauert um Castro

Nicht kritisch, sondern tief betroffen äußerten sich viele Staats- und Regierungschefs in Lateinamerika. "Er war ein Großer. Fidel ist tot. Lang lebe Kuba. Lang lebe Lateinamerika", schrieb etwa Ecuadors Präsident, Rafael Correa.

Auch Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto würdigte die Zusammenarbeit mit dem früheren Revolutionsführer: "Fidel Castro war ein Freund Mexikos, ein Unterstützer bilateraler Beziehungen, die sich auf Respekt, Dialog und Solidarität stützten."

Nicolás Maduro, der Präsident Venezuelas, nahm die Nachricht zum Anlass für eine kämpferische Botschaft - "an alle Revolutionäre auf der ganzen Welt": "Wir müssen sein Erbe fortführen, seinen Einsatz für Unabhängigkeit, Sozialismus und die Heimat", schrieb Maduro bei Twitter. Maduro ist als Regierungschef selbst umstritten. Die Inflation in seinem Land erreicht Rekorde, zuletzt kollabierte das Gesundheitssystem. Die Opposition hat bereits versucht, die Abwahl Maduros zu erwirken - ohne Erfolg.

Viele Exil-Kubaner freuen sich über die Nachricht

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy beschrieb den Verstorbenen als "eine Figur von historischer Bedeutung". Anders sah das die große kubanische Exilgemeinde in Spanien. Sie feierte den Tod des 90-Jährigen. Man habe die Nachricht mit "tiefer Freude" zur Kenntnis genommen, sagte ein Sprecher der "Plattform Kuba Demokratie Sofort".

Auch in Miami, wo die meisten Exil-Kubaner leben, sorgte die Nachricht von Castros Tod für spontane Freudenfeiern. Menschen tanzten auf den Straßen, schwenkten kubanische Flaggen und riefen: "Kuba ist frei" und: "Der alte Mann ist tot".

Ileana Ros-Lehtinen, eine republikanische US-Politikerin mit kubanischen Wurzeln sieht nun die Zeit für eine neue Ära gekommen: "Der Tag, auf den die Menschen innerhalb und außerhalb des Landes gewartet haben, ist da: Ein Tyrann ist tot. Und über der letzten kommunistischen Bastion der westlichen Hemisphäre bringt die Dämmerung einen Neubeginn."

Ein Leben voller "revolutionärer Romantik und echtem Glauben an die Idee"

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Kubanern sein Beileid aus. "In diesem Moment der nationalen Trauer biete ich die Unterstützung der Vereinten Nationen an, um mit den Menschen der Insel zusammenzuarbeiten", sagte er in der turkmenischen Hauptstadt Aschchabat. "Unter Präsident Castro hat Kuba Fortschritte in den Bereichen Bildung, Alphabetisierung und Gesundheit gemacht", sagte Ban. Er hoffe, dass Kuba diesen Weg fortsetzen werde.

Irans Präsident Hassan Ruhani würdigte Castro als einen "unermüdlichen Kämpfer" für die Unabhängigkeit Kubas und Latein Amerikas. "Besonders in dieser ungerechten Zeit gab es mit Fidel Castro glücklicherweise einen Mann, der sich bis zu seinem letzten Tag für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt hat", sagte der iranische Präsident.

Der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow beklagte das Ende einer Epoche. Castro sei ein Symbol gewesen, der ein Leben voll von "revolutionärer Romantik und echtem Glauben an die Idee" geführt habe. Trotzdem sei Kuba unter ihm "keine aufblühende Oase geworden", gestand Kossatschow ein. Die Sowjetunion war international lange der engste Verbündete der kubanischen Revolutionäre. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin würdigte Castro als herausragenden Staatsmann: "Er gilt zurecht als Symbol einer ganzen Ära der Zeitgeschichte". Er sei ein aufrechter und zuverlässiger Freund Russlands gewesen.

Die russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert den früheren Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow mit den Worten: "Wir sind gute Freunde geworden und sind es immer geblieben". Castro habe sich das Scheitern der Reformen in der Sowjetunion sehr zu Herzen genommen.

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