Tod Jürgen Möllemanns:GSG 9-Experte prüft Fallschirm-Black Box

Die Ermittlungen zum Tod von Jürgen Möllemann konzentrieren sich jetzt auf die "Black Box" des Fallschirms. Ein Experte der GSG 9 prüft die Daten des Sicherheitssystems, das im Notfall den Reserveschirm auslöst. Unterdessen prüft die Staatsanwaltschaft Berichte über angebliche Millionen-Konten Möllemanns.

Die undurchsichtigen Finanztransaktionen des früheren FDP-Politikers Jürgen Möllemanns haben möglicherweise eine größere Dimension als bislang angenommen. Möllemann habe über Konten in Luxemburg und Liechtenstein mit erheblichen Millionenbeträgen verfügt, berichten die "Zeit" und der "Stern".

Für den am Donnerstag vergangener Woche bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommenen früheren Vizekanzler soll offenbar weder ein Staatsbegräbnis noch eine zentrale Feier im Düsseldorfer Landtag ausgerichtet werden.

Die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtete von einem Konto mit 8,95 Millionen Euro in Luxemburg, das Magazin "Stern" von "erheblichen Geldbeträgen" in Liechtenstein. Bestätigt wurde dies allerdings nicht.

Der Düsseldorfer Staatsanwalt Johannes Mocken räumte zwar ein, dass zwischen den Möllemann-Konten in Luxemburg, Liechtenstein und seiner Firma WebTec in Düsseldorf Geldtransfers "hin und her" gegangen seien. Alle anderen Informationen seien aber Gerüchte.

"Das ganze Spekulieren um Waffengeschäfte und die Herkunft der Gelder, da bewegen wir uns auf dem Level des Gerüchtes. Wir haben darüber keine Erkenntnisse", sagte Mocken.

"Neuauflage des U-Ausschusses gerechtfertigt"

Die SPD erwägt nach den Berichten über das Vermögen Möllemanns einen Untersuchungsausschuss im Bundestag zu den illegalen Parteispenden der nordrhein-westfälischen FDP. Der SPD-Abgeordnete Volker Neumann sagte der "Zeit", er sei "fast der Auffassung, dass eine Neuauflage des U-Ausschusses gerechtfertigt ist".

Möllemann war laut "Stern" zeichnungsberechtigt für Konten der Liechtensteiner Briefkastenfirma Curl AG. Diese sei von seinem langjährigen Geschäftspartner Rolf Wegener gegründet worden, der über eine andere Gesellschaft beim umstrittenen Export von Fuchs-Spürpanzern nach Saudi-Arabien im Jahr 1991 fast neun Millionen Mark Provision kassiert haben soll.

Der Verstorbene soll dem Bericht zufolge den Panzerexport als Wirtschaftsminister gefördert haben. Von der Curl AG seien 3,9 Millionen Schweizer Franken an Möllemanns Düsseldorfer Firma WebTec geflossen. Über das Luxemburger Konto waren laut "Zeit" Aufwendungen für Möllemanns Ferienhaus auf Gran Canaria sowie Honorarzahlungen der Firma WebTec abgewickelt worden.

Daten ausgelesen

Bei der Klärung der Frage, ob Möllemann verunglückte oder ob es sich um einen es sich um einen Freitod handelt, wird die gesamte Fallschirmtechnik überprüft. Der GSG 9-Experte habe sich bereits am Wochenende bei der Herstellerfirma Airtec im ostwestfälischen Wünnenberg die Daten des Sicherheitssystems auslesen lassen, sagte Oberstaatsanwalt Reinicke.

Gespeichert würden dort Angaben über die Einstellungen des Systems wie beispielsweise die eingestellte Flughöhe für die Auslösung des Reserveschirms. "Diese Daten müssen nun wie Puzzleteilchen zusammen gefügt werden", erläuterte Reinicke. Erst dann könne abschließend geklärt werden, ob Möllemann das Sicherheitssystem "Cypres" eingeschaltet hatte.

Untersucht werden muss auch, ob die Elektronik gestört war. "Es ist aber wohl eher unwahrscheinlich, dass das System versagt", meinte Reinicke. Der GSG 9-Experte habe bereits vor vier Jahren den Mordfall an einer Fallschirmspringerin aus Möllemanns Club in Sendenhorst untersucht, berichtete der Oberstaatsanwalt.

Aus verschmähter Liebe hatte damals ein Bekannter der 31-jährigen Krankenschwester den Haupt- und Reserveschirm manipuliert. Die Frau stürzte daraufhin aus einer Höhe von 3000 Metern in den Tod.

Keine Trauerfeier im Landtag

Im nordrhein-westfälischen Landtag wird es keine zentrale Trauerfeier für Möllemann geben. Ein Sprecher des Landtags sagte am Mittwoch, am 2. Juli werde im Parlament lediglich eine Schweigeminute für den Ex-Liberalen abgehalten.

Auch vom Bund wird dem Vernehmen nach ein Staatsbegräbnis nicht organisiert, zumal die Familie ein solchen Ansinnen nicht vorgebracht habe, hieß es in Medienberichten.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: