Tod des US-Botschafters Stevens in Libyen:"Der Mann lebt, holt ihn raus!"

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Männer ziehen einen Mann aus dem Rauch und versuchen, ihn zu retten: Ein neues Video soll zeigen, wie der US-Diplomat Chris Stevens in Bengasi wirklich zu Tode kam. Es zieht die bisherigen Annahmen darüber in Zweifel, was bei den Protesten gegen den Mohammed-Film passierte.

Ein am Wochenende aufgetauchtes Video könnte neue Details über den Tod des US-Botschafters in Libyen, Chris Stevens, liefern. Bisher war angenommen worden, dass Stevens in einem Raum in der US-Botschaft in Bengasi an einer Rauchvergiftung starb. Szenen des im Internet veröffentlichten Videos zeigen, dass Libyer den Diplomaten offenbar lebend fanden und retten wollten. Mehrere Augenzeugen sollen die Echtheit der Aufzeichnungen der Agentur AP bestätigt haben.

Eine Libyerin trägt einen Kranz mit einem Foto des toten US-Diplomaten Christopher Stevens am vergangenen Montag in Bengasi bei einer Trauerfeier für die verstorbenen Amerikaner. (Foto: AP)

Das Video zeigt Männer, die einen Mann, mutmaßlich Stevens, hinter einer verschlossenen Eisentür entdecken, ihn befreien und anschließend ins Krankenhaus bringen. Im Video, so berichtet die Zeitung New York Times, äußere sich keiner der Libyer böswillig über Stevens. Anscheinend wussten die Beteiligten auch nicht, dass Stevens der US-Botschafter, sondern nur, dass er Ausländer war.

"Der Mann lebt, los, bringt ihn raus!"

Die New York Times dokumentiert außerdem den Dialog der im Video auftauchenden Menschen. "Ich schwöre, er ist tot", soll demnach ein Libyer gesagt haben. Daraufhin habe ein anderer gerufen: "Hol ihn raus, hol ihn raus!" Mehrere meinten angeblich: "Der Mann lebt, los, bringt ihn raus!"

Während jemand Stevens zum Auto gebracht habe, soll die Menge gerufen haben: "Lebendig, lebendig, Gott ist groß!" Anschließend wurde Stevens ins Krankenhaus gefahren. Der Arzt vor Ort bestätigte angeblich, dass Stevens bereits bei der Ankunft im Hospital tot war.

Auslöser der blutigen Proteste am Dienstag vergangener Woche vor dem US-Konsulat in Bengasi war ein islamfeindlicher Film, der in den USA produziert wurde und von dem Auszüge im Internet zu sehen sind. Bei dem Angriff auf das Konsulat, an dem auch schwer bewaffnete Männer beteiligt waren, kamen Stevens und drei weitere Amerikaner ums Leben. Die US-Behörden versuchen immer noch herauszufinden, was sich in Bengasi ereignete. Auch in Deutschland hat der Film Folgen: In heftigen Diskussionen diskutieren Politiker wie Muslimverbände, wie weit Meinungsfreiheit gehen darf und ob ein Verbot des Films möglich ist.

© süddeutsche.de/dapd/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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