Tierschutz:Qual im Stall

Nur Kontrollen und Sanktionen werden für echten Tierschutz sorgen.

Von Markus Balser

Auf dem Papier ist die Sache klar: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." So steht es im Tierschutzgesetz. Seit 2002 ist der Schutz der Tiere sogar als Ziel staatlichen Handelns im Grundgesetz verankert. Die Realität sieht aber oft anders aus. Fast im Monatstakt erschüttern Skandale Landwirtschaft und Ernährungsbranche. Immer wieder machen grauenvolle Bilder die Runde, sind Tiere zu sehen, die in ihren Ställen leiden oder, weil krank, brutal getötet werden.

Neue Zahlen der Bundesregierung machen nun klar, wo eines der größten Probleme beim Tierschutz liegt: in mangelnden Kontrollen. Wo Prüfer aktiv werden, stoßen sie sehr oft auf Fehlverhalten. Vieles aber bleibt unentdeckt, weil die Kontrolldichte viel zu gering ist. In manchen Bundesländern müssen landwirtschaftliche Betriebe gerade mal alle 50 Jahre mit einer Kontrolle rechnen. Und selbst wer erwischt wird, hat wenig zu befürchten. Die Strafen sind gering. Oft werden sie, obwohl angemessen, noch nicht mal verhängt. Es gibt beim Tierschutz in deutschen Ställen gewaltige Schwächen. Dass derart laxe Überwachung und Bestrafung bewirken, dass Gesetze eingehalten werden, kann in der Politik niemand ernsthaft glauben. Die Bundesregierung will Deutschland zum Vorreiter beim Tierwohl in Europa machen? Sie sollte erst einmal dafür sorgen, dass geltendes Recht auch wirklich angewandt wird. Sonst gibt es Tierschutz weiterhin nur auf dem Papier.

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