Tiere:Suhlen, Hecheln, Verkriechen

Tiere: Diese Wildschweine wissen sich zu helfen: Ein Bad im Schlamm kühlt und schützt vor Parasiten.

Diese Wildschweine wissen sich zu helfen: Ein Bad im Schlamm kühlt und schützt vor Parasiten.

(Foto: Reiner Bernhardt/imago images)

Manche Wildtiere haben Strategien, um sich abzukühlen. Für andere ist die Hitze lebensbedrohlich. Auf lange Sicht verändern steigende Temperaturen den heimischen Artenbestand.

Von Nina Kammleiter

An besonders heißen Tagen, wie sie aktuell in Deutschland herrschen, ist es ungewöhnlich ruhig in den Wäldern und Wiesen. "Artenübergreifend fahren Tiere während der Hitze des Tages ihr Aktivitätslevel herunter", sagt Martin Rümmler, Fachreferent des Naturschutzbund Deutschland (Nabu). "Die Tiere verlagern ihre Aktivitäten auf die Dämmerungsphase oder, wenn möglich, auf die Nacht. Am Tag suchen sie schattige, kühle Stellen auf."

Da viele Tiere im Vergleich zu Menschen nur eine geringe Zahl an Schweißdrüsen haben und somit gar nicht oder nur wenig schwitzen, wenden sie zusätzlich verschiedene Strategien zur Abkühlung an, weiß der Deutsche Jagdverband (DJV). Während sich Wildschweine im feuchten Schlamm wälzen und sich durch die Schlammpackung gleichzeitig Abkühlung und Schutz vor Parasiten verschaffen, verbringen Wildkaninchen, Füchse und Dachse die heißesten Stunden des Tages in ihren unterirdischen Bauten. Eine besondere Strategie hat der Feldhase: Er nutzt seine langen Ohren zur Abkühlung. Indem er mehr Blut als üblich in seine Löffel pumpt, kann dort über die dünne Haut Wärme abgesondert werden.

"Manche Tiere, die keine Schweißdrüsen haben, lecken ihr Fell feucht, um Verdunstungskälte zu erzeugen", sagt Nabu-Fachmann Rümmler. Andere Arten, wie Füchse oder Vögel, verschaffen sich durch Hecheln Abkühlung. Eine spezielle Taktik hat zudem der Weißstorch entwickelt: Er bespritzt seine langen Beine mit Kot, zum einen, weil die weiße Farbe die Sonnenstrahlen reflektiert, zum anderen, da das verdunstende Wasser der Fäkalien zusätzlich Kälte spendet.

Doch lange nicht jedes Tier hat eine effektive Strategie gegen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Laut Rümmler erwartet durch die aktuelle Hitzeperiode einige Tiere der Hitzetod oder der Tod durch Verdursten. Besonders längere Trockenheit stelle für Tiere eine Gefahr dar und könne langfristig zu einer Veränderung in der Artenzusammensetzung führen. "Viele Arten sind nicht angepasst an solche langanhaltenden Trockenphasen", sagt der Experte. "In wasserarmen Regionen kann das dazu führen, dass Tiere zumindest phasenweise abwandern und auf feuchtere Regionen ausweichen." Bereits jetzt könne man erkennen, dass sich wärmeliebende Tierarten aus südlichen Regionen auch in Deutschland ansiedeln.

Hitze lässt den Sauerstoffgehalt in Gewässern sinken

Während der Mensch sich nach Erfrischung im kühlen Wasser sehnt, ist die Hitze auch eine Gefahr für die Bewohner heimischer Gewässer. "Wenn die Temperaturen steigen, passieren in Gewässern zwei Dinge", sagt Robert Arlinghaus, Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. "Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt, gleichzeitig steigt aber der Sauerstoffbedarf bei wechselwarmen Fischen." Höhere Temperaturen verstärken zudem Algenbildung und Umsetzungsprozesse wie den Abbau organischer Substanzen, die zusätzlich Sauerstoff verbrauchen. Dadurch kann mit Hitze auch ein Sauerstoffmangel in Gewässern einhergehen.

Abhängig von der Art der Fische und dem Zustand des jeweiligen Gewässers sei dies für manche Tiere bedrohlich, sagt Arlinghaus. "Während Karpfen oder Welse damit in der Regel kein Problem haben, können kalt- und kühlwasserliebende Arten wie Forellen oder Hechte nur schlecht mit den hohen Temperaturen umgehen." Eine Rückzugsmöglichkeit in kältere Gebiete sei daher besonders wichtig für diese Tiere. Durch Wanderhindernisse wie Dämme oder kleine Wasserkraftwerke sei dies jedoch häufig nicht möglich. Wenn kaltwasserliebende Arten nicht abwandern können, führe das zum Aussterben der lokalen Population. "Diese Arten werden dann langfristig durch warmwasserliebende Fische ersetzt, es kommt also zur Anpassung der Fischgemeinschaft", sagt Arlinghaus. "Das ist ein Effekt, den man in gewissem Umfang auch heute schon sieht."

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