Tibet:Freiheit nach Chinas Art

Peking reagiert hysterisch auf Flaggen bei einem Fußballspiel.

Von Stefan Kornelius

Zentrales Element des chinesischen Staatsverständnisses ist die Ein-China-Politik. Wer Chinas Einheit infrage stellt oder das Territorium der Volksrepublik nicht anerkennt, ist aus Sicht Pekings ein Feind des Landes. Dazu gehören nun eine Handvoll Tibet-Aktivisten, die während eines Spiels der chinesischen U-20-Nationalmannschaft in Deutschland Tibet-Fahnen entrollten. Feinde Chinas sind auch Behörden und Medien, die unter Verweis auf die Meinungsfreiheit Gelassenheit anmahnen.

Gelassenheit scheint mehr als nötig zu sein, nachdem jetzt auch Pekings oberstes Parteiorgan, die Volkszeitung, in hysterischem Ton die Sache eskalierte, alberne Nazi-Vergleiche inklusive. In Tibet wird auch dieser Tage wieder demonstriert, Hilfsorganisationen werden aus der Region geschickt, es brennt an Chinas Rändern. Die Staatsmacht ist also alarmiert.

All das ändert die Tibet-Politik und die Bewertung der innertibetischen Zustände nicht, über die es in Deutschland weitgehenden politischen Konsens gibt. Das autonome Gebiet genießt nicht die Freiheiten, die ihm selbst nach der chinesischen Verfassung zustehen. Die Menschenrechtssituation ist nach allen Berichten katastrophal. Darauf darf man in Deutschland aufmerksam machen, auch indem man eine Fahne zeigt, die in China verboten ist. Die Grenzen der Meinungsfreiheit setzt hierzulande glücklicherweise kein chinesisches Parteiorgan.

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