Theologie:"Bleibendes Vorbild"

Theologe Hans Küng

Hans Küng, Tübinger Theologe und Gründer der Stiftung "Weltethos", steht 2005 neben seiner Büste, die der Künstler Serge Mangin gefertigt hat.

(Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Die Würdigungen zum Tod des Theologen Hans Küng sind zahlreich. Nur im Vatikan hält man sich zurück. Dabei gab es offenbar sogar eine Art Aussöhnung.

Die Päpstliche Akademie für das Leben hat den Theologen Hans Küng als "große Gestalt in der Theologie des vergangenen Jahrhunderts" gewürdigt. Küngs Ideen und Analysen nötigten zur Reflexion über die katholische Kirche, die Gesellschaft und die Kultur, hieß es in einem Tweet der vatikanischen Facheinrichtung für Ethik-Fragen. Küng, dem die Glaubenskongregation in Rom 1979 unter anderem wegen seiner Kritik am Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit die Lehrerlaubnis entzogen hatte, war am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Tübingen gestorben. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. äußerte sich nicht zum Tod seines einstigen akademischen Kollegen. Auch von Papst Franziskus oder anderen vatikanischen Stellen gab es bislang keine offizielle Würdigung.

Dabei hat sich Küng nach Darstellung von Kurienkardinal Walter Kasper vor seinem Tod mit der Kirche ausgesöhnt. Papst Franziskus habe vergangenen Sommer, als Küng bereits sehr geschwächt war, durch Kasper Grüße und Segenswünsche überbringen lassen. "Hans hat sich darüber sehr gefreut, es war wichtig für ihn", sagte Kasper der italienischen Zeitung Corriere della Sera. Kasper würdigte Küng mit den Worten, er habe als Theologe mit einer für alle verständlichen Sprache "vielen geholfen, zum Glauben zu finden oder in der Kirche zu bleiben".

Steinmeier lobt Stiftung "Weltethos"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzbrief an Küngs Schwester: "Hans Küng ist ein bleibendes Vorbild eines Gelehrten, eines brillanten Denkers mit scharfem Verstand, der gleichzeitig wacher politischer Beobachter und engagierter Mitbürger war." Er würdigte auch die Arbeit der Stiftung Weltethos, die Küng 1995 ins Leben gerufen hatte. "Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden", diese Formel sei für Küng das zentrale Element seiner Arbeit gewesen, und sei es bis heute für die Stiftung Weltethos.

Seine letzte Ruhe wird Küng auf dem alten Stadtfriedhof Tübingen finden. In unmittelbarer Nähe ist das Grab des Schriftstellers und Wissenschaftlers Walter Jens. Die beiden Professoren waren über Jahrzehnte eng befreundet und hatten sich die Gräber reservieren lassen. Jens starb 2013.

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