Thailand:Waffenhändler Bout wird an die USA ausgeliefert

Man nennt ihn den "Händler des Todes", seine Kunden sollen Farc-Rebellen und Taliban gewesen sein: Ein Gericht in Bangkok ermöglicht nun die Auslieferung Viktor Bout, dem in den USA der Prozess gemacht werden soll.

Er trug eine schusssichere Weste, als ihn die schwerbewaffneten Männer des Spezialkommandos in den Gerichtsaal führten, und er war optimistisch: Auf die Frage, ob er glaube, an die USA ausgeliefert zu werden, sagte der mutmaßliche Waffenhändler Viktor Bout: "Nein, natürlich nicht."

Suspected Russian arms dealer Viktor Bout arrives at a Bangkok criminal court

Vermummte Polizisten und ein Angeklagter mit schusssicherer Weste: Der mutamßliche Waffenhändler Viktor Bout (Wiktor Anatoljewitsch But) wird in den Saal geführt, in dem die Bangkoker Richter wenig später seine Auslieferung an die USA ermöglichen.

(Foto: REUTERS)

Wenige Stunden später stand fest: Dem "Händler des Todes" kann in den USA der Prozess gemacht werden. Seit er 2008 in einem Luxus-Hotel verhaftet wurde, saß Bout in thailändischen Gefängnissen sitzt. In Bankok liefen Ermittlungen gegen Bout wegen Geldwäsche und Betrug, das Gericht ließ die Vorwürfe nun wegen Mangel an Beweisen fallen. Diese Ermittlungen verzögerten Bouts Auslieferung an die USA - jetzt steht ihr nichts mehr im Wege.

Viktor Bout ist erst 43 Jahre alt, seine Biographie ist jedoch so schillernd, dass sie von Hollywood verfilmt wurde: Der Waffenhändler Bout soll Vorlage für den Film Lord of War - Händler des Todes mit Nicolas Cage gewesen sein.

Wenn die Vorwürfe der USA zutreffen, wurde in vielen der weltweit brisantesten Konflikten der Welt mit Bouts Waffen geschossen: Der Ex-Offizier der sowjetischen Luftwaffe soll unter anderem die Taliban, al-Qaida und die kolumbianischen Farc-Rebellen mit seinen todbringenden Waren beliefert und dazu eine ganze Flotte Frachtflugzeuge unterhalten haben.

Die US-Behörden beschuldigen den 43-Jährigen unter anderem der Verschwörung zum Mord an US-Bürgern und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Im Falle einer Veruteilung droht Bout eine lebenslange Haftstrafe.

Der Fall ist für Thailand politisch brisant. Seit Bout verhaftet wurde, ringen die USA und Russland auf diplomatischer und juristischer Ebene um den Ex-Luftwaffenoffizier. Die USA sind ein traditioneller Verbündeter des Königreichs, aber Thailand legt auch Wert auf gute Beziehungen zu Russland.

Die USA stellen sich juristisch selbst ein Bein

Die Regierung in Moskau sagte, Bout sei nur ein unschuldiger Geschäftmann - und verurteilte das US-Auslieferungsgesuch als politisch motiviert. Man werde alles tun, damit Bout in seine Heimat Russland zurückkehren kann, so ein Regierungssprecher. Die endgültige Entscheidung über die Auslieferung könnte deshalb letztlich Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva zufallen.

Bereits im August hatte ein thailändisches Berufungsgericht für die Auslieferung wegen der Terrorismusvorwürfe grünes Licht gegeben. Doch die USA stellten sich in der Folge selbst ein Bein: Washington wollte seine Vorwürfe mit einem neuen Gesuch an die thailändischen Justizbehörden untermauern, in dem sie Bout der Geldwäsche und des Betruges beschuldigten. Hierzu musste Bangkok jedoch erst ermitteln und stoppte deshalb die Auslieferung. Viktor Bout machte das optimistisch - zu Unrecht.

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