Die Männer und Frauen, die das blutige Werk des sogenannten Islamischen Staates verüben, sind jung, sehr jung. Es war ein 17-Jähriger, der im Juli in einem Regionalzug bei Würzburg mit einer Axt auf vier chinesische Touristen losgegangen war. 16 sind die beiden Jungen, die im Mai einen Bombenanschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen verübten. 15 ist das Mädchen aus Hannover, das im Auftrag des IS im Frühjahr auf einen Bundespolizisten einstach. Und offenbar wollte der IS auch ganz junge Leute für die nächsten Anschläge in Deutschland einsetzen: 17, 18 und 26 Jahre alt sind die drei am Dienstag festgenommenen Terrorverdächtigen, die im Auftrag des IS Anschläge in Deutschland verüben sollten.
Zumindest gaben sich die Jüngeren als Jugendliche aus - ob sie wirklich Teenager sind, daran gibt es ganz erhebliche Zweifel. Denn offensichtlich wollten sie mit diesen Altersangaben ausnutzen, dass junge Flüchtlinge vom deutschen Staat besonders sorgsam behandelt werden. Sie kommen bald aus den Gemeinschaftsunterkünften heraus, in eigene Wohnungen oder in Pflegefamilien - so wie der Attentäter von Würzburg, der als besonders integrationswillig galt. Und sie können dann ohne große Kontrolle hier leben. Oder auch sterben. Je nachdem, wie es der IS befiehlt.
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die drei Terrorverdächtigen nur darauf warteten, von ihren Auftraggebern in Syrien Anweisungen zu erhalten, wann und wo sie losschlagen sollten. Gerade der jüngste der drei Beschuldigten, Mahir Al-H., soll besonders aktiv gewesen sein. Er soll Ende September 2015 eine Ausbildung im Umgang mit Waffen und Sprengstoff bekommen und dann im Oktober in Raqqa seinen Treueeid auf den Sprecher des IS, Scheich Abu Mohammed al-Adnani, geleistet haben. Dann machte er sich mit den anderen beiden Verdächtigen Ibrahim M., 18, und Mohamed A., 26, auf die Reise nach Deutschland.
Die Ermittler hatten zwar den Hinweis auf die drei, aber sie hatten lange nichts gegen sie in der Hand. Alle drei verhielten sich unverdächtig, sie saßen viel in ihren Unterkünften in den kleinen Städten Ahrensburg und Großhansdorf östlich von Hamburg und in Reinfeld nahe Lübeck. "Vorzeigeflüchtlinge" seien die jungen Männer gewesen, heißt es in den Kommunen. Doch der Verdacht trieb die Behörden um. Denn die drei galten als Teil einer Gruppe, die gleichzeitig losgeschickt worden war: die einen, um in Paris zu bomben, die anderen, um in Deutschland zu warten.
Die Bundesanwaltschaft ließ die drei Männer seit Anfang des Jahres rund um die Uhr observieren. Mit erheblichem Aufwand: Für einen Verdächtigen sind mehr als 30 Beamte nötig. Und dennoch hatten die Ermittler lange nichts in der Hand. Erst als es gelang, die E-Mails und Chats des Trios zu dechiffrieren, konnten die Ermittler nachweisen, dass die drei weiter in "regem Kontakt" zu ihren Auftraggebern standen. Bereit, jederzeit loszuschlagen.