Terrorverdacht in Berlin:Den Ermittlern das Vertrauen schenken

Touristen überqueren den Checkpoint Charlie. Hat die Polizei tatsächlich einen Terroranschlag in Berlin verhindert? (Foto: dpa)

Wurde ein Anschlag in Berlin verhindert? Oder zeigt die Razzia nur die übergroße Nervosität?

Kommentar von Detlef Esslinger

Wieder so ein Tag, nach dem man kaum weiß, was man von der Nachricht halten soll: Hat die Polizei tatsächlich einen Terroranschlag in Berlin verhindert? Haben die Ermittler das Leben von Menschen gerettet, die nie erfahren werden, dass sie ohne die Festnahmen vom Donnerstag womöglich zu Tode gekommen wären?

Oder zeigt sich in der Razzia nur erneut die übergroße Nervösität, die das Land befallen hat? Schon nach Hannover und nach München war das ja die Frage - ob man der Polizei zutiefst dankbar sein muss oder ob sie mit Alarmismus auf Dauer nur jene allgemeine Wachsamkeit gefährdet, auf die sie doch angewiesen ist?

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Diese Fragen stellen heißt, keine Antworten darauf zu haben. Diesmal hat die Polizei nicht in den Alltag von Bürgern eingegriffen, die auf dem Weg zum Fußball oder zur Silvesterfeier waren. Sie hat von der Beseitigung einer möglichen Gefahr berichtet. Terroristen können 1000 Anschlagspläne haben, für sie ist es ein Erfolg, auch nur einen einzigen davon zu realisieren - Ermittler hingegen müssen sämtliche 1000 Pläne vereiteln; schon 999 Vereitelungen wären ein Desaster. So unterschiedlich sind die Ausgangslagen.

Die Konsequenz? Vorläufig vielleicht nur, den Ermittlern weiter das Vertrauen zu schenken. Die machen bestimmt nicht alles richtig, aber sie handeln offensichtlich nach bestem Wissen und Gewissen. Mehr kann man kaum verlangen.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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