Terrorismus:"Vielleicht leben sie zusammen"

Collage

Mit neuen Fotos suchen die Ermittler nach den mutmaßlichen Terroristen (von links): Es soll sich dabei um Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette handeln.

(Foto: Staatsanwaltschaft Verden, dpa)

Die Polizei veröffentlicht neue Bilder mutmaßlicher RAF-Angehöriger.

Von Hans Leyendecker

Die drei Fotos sind von sehr unterschiedlicher Qualität: Das erste Foto ist, auf den ersten Blick, kaum brauchbar. Es zeigt verschwommen einen Mann mit Brille, er trägt eine Mütze. Das könnte fast jeder Mann im Alter zwischen 45 und Anfang fünfzig sein. Auf dem zweiten Bild ist ein melancholisch dreinblickender Mann mit ergrautem Bart und Mütze zu sehen. Er könnte Steuerfahnder, Lehrer oder Frührentner sein. Das dritte Bild zeigt eine Frau, es könnte ihr Passbild sein.

Die drei Fotos wurden am Mittwoch auf der Homepage des niedersächsischen Landeskriminalamts veröffentlicht. Der Mann mit dem Bart soll der gesuchte RAF-Terrorist Ernst-Volker Staub, vermutlich 61, sein. Bei dem anderen könnte es sich um den ebenfalls gesuchten RAF-Terroristen Burkhard Garweg, vermutlich 47, handeln. Die Frau auf dem Bild sieht aus wie die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette, vermutlich 58, die seit vielen Jahren im Untergrund lebt. Die beiden Männer und die Frau sind die letzten Vertreter der dritten RAF-Generation. Dem Trio wird unter anderem die Beteiligung an dem Sprengstoffanschlag im Jahr 1993 auf das im Bau befindliche Gefängnis von Weiterstadt in Hessen vorgeworfen. Klette soll auch an einem Anschlag auf die damalige US-Botschaft in Bonn beteiligt gewesen sein.

Die drei mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen sollen später bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Duisburg im Jahr 1999 einen Millionenbetrag erbeutet haben. Ende Dezember 2015 sollen sie einen Geldtransporter in Wolfsburg mit Schnellfeuergewehren und einer Panzerfaust überfallen haben. Sie scheiterten genauso wie im Juni 2015 bei einem anderen Überfall in Stuhr bei Bremen. Bei beiden Überfällen wurden DNA-Spuren der drei Gesuchten entdeckt.

Bei dem Vorfall in Wolfsburg trug einer der Räuber keine Maske. Bei dem Überfall in der Nähe von Bremen schoss einer der Täter mit einem Gewehr auf das Fahrzeug, verfehlte aber Fahrer und Beifahrer. Im Januar 2016 waren die drei Verdächtigen dann Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst". "Ich gehe davon aus, dass Garweg, Staub und Klette irgendwo unauffällig leben, möglicherweise auch in Norddeutschland", erklärte ein Polizeihauptkommissar in der Sendung. "Vielleicht leben sie auch zusammen, vielleicht mit Hund", sagte der Kommissar. In einem der Fahrzeuge der Täter seien Hundehaare gefunden worden.

Nach den gescheiterten Überfällen machte sich die taz über das Trio lustig: "Seniorenkriminalität deutlich gestiegen", lautete die Schlagzeile. Dazu zeigte die Zeitung eine neue, leicht abgeänderte Variante des alten RAF-Logos - in dem fünfzackigen roten Stern war die Maschinenpistole durch einen Krückstock ersetzt.

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