Manneken Pis steht in Brüssel als Symbol gegen den Terror.
(Foto: AP)Ana ist 19, eine Studentin, die sich eine belgische Flagge um die Schultern gebunden hat. Sie sei hier, um den Opfern ihr Mitgefühl auszudrücken, sagt sie, sie wolle Solidarität zeigen. "Brüssel, wir sind bei dir", hat sie auf den Boden geschrieben, auf ihrer Muttersprache Rumänisch. Sie sei ein bisschen enttäuscht, dass nicht mehr Leute gekommen sind, sagt sie. Aber vielleicht hätten viele ja auch einfach Angst. Ein Attentäter ist vermutlich noch auf der Flucht, die Polizei fahndet mit einem Foto nach ihm.
Eines möchte Ana noch loswerden. Sie findet es wichtig, Kerzen aufzustellen, Botschaften zu schreiben, Zeichen zu setzen. Deshalb sei sie hier. Aber es reiche nicht, sagt Ana, die Kerzen würden nichts ändern. Die Regierung in Belgien, aber auch die Menschen in ganz Europa, müssten anfangen, kritischer nachzufragen, wie es wieder so weit kommen konnte.
Ob man nicht immer nur an der Oberfläche kratze, wenn über Terrorismus diskutiert wird, anstatt das Problem an der Wurzel anzugehen. Und was ist die Wurzel? "Ich habe das Gefühl, dass etwas grundsätzlich schief läuft", sagt Ana.
Dutzende Polizisten bewachen die Place de la Bourse, manchmal schieben sich Soldaten in Tarnfarben durch die Menge, manchmal flackert das Blaulicht vorbeirauschender Einsatzwägen über die prächtige Säulenfassade der Börse. Zwei Löwen flankieren hoch über der Menge den Eingang, an einem hangelt sich gerade ein Kameramann entlang. In der Hand hat er sein Stativ, gar nicht so leicht, das hier oben aufzustellen.
Auch das gehört zu diesem eigentümlichen Abend in Brüssel: Dass das Kerzenlicht auf dem Boden von grellen Scheinwerfern überstrahlt wird, dass auf zehn Brüsseler ein Kamerateam kommt, dass die Trauer in Livebildern um die ganze Welt geht.
Eine stille Andacht ist das nicht. Viele, die gekommen sind, sitzen mit einem Bier in der Hand auf der Treppe vor der Börse, aus den Mülleimern quellen die Dosen heraus. Vielleicht ist das die Brüsseler Art, dem Terror die kalte Schulter zu zeigen. Vielleicht ist das heute der richtige Zeitpunkt für einen Manneken-Pis-Abend.