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Terrorismus:Hessen: Ex-RAF-Mitglied kandidiert bei Kommunalwahl

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Die Kandidatur eines früheren RAF-Mitglieds bei der Kommunalwahl in Marburg sorgt für Ärger. Die städtische CDU kritisiert scharf, dass der wegen der Mitgliedschaft verurteilte Bewerber bei den Ortsbeiratswahlen am Sonntag für die SPD antritt. "Die CDU ist der Auffassung, dass frühere Terroristen nicht in kommunale Gremien gehören", sagte Unions-Spitzenkandidat Dirk Bamberger der Oberhessischen Presse.

Der SPD-Stadtverband wies am Donnerstag die Kritik zurück. "Für seine Taten hat Wolfgang Grundmann vor 40 Jahren eine Haftstrafe verbüßt", sagte die Vorsitzende Monika Biebusch einer Mitteilung zufolge. "Im Rechtsstaat gilt: Danach bekommt jeder eine neue Chance. Das ist Kernbestandteil der Rückkehr in die Gesellschaft." Zudem habe Grundmann aus seiner Vergangenheit kein Geheimnis gemacht.

Grundmann war 1972 in eine Schießerei mit der Polizei verwickelt

Die Bild-Zeitung zitierte den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Sascha Hörmann mit den Worten, Grundmann sei im Marburger Stadtteil Weidenhausen aufgewachsen, wo er nun kandidiere. Die Wähler wüssten also um seine Vergangenheit.

Grundmann gehörte zur ersten Generation der linken Terrorgruppe. Im März 1972 war er in Hamburg bei einer Schießerei zwischen Polizisten und RAF-Mitgliedern anwesend, bei der ein Polizist schwer verletzt wurde und später verstarb. Grundmann konnte keine konkrete Tatbeteiligung nachgewiesen werden, weil er offenbar seine Schusswaffe nicht aus dem Hosenbund gezogen hatte. Er wurde daraufhin wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt und saß bis 1976 in Haft.

Im Februar war bekannt geworden, dass der wegen mehrfachen Mordes verurteilte Christian Klar als freier Mitarbeiter für den Linke-Bundestagsabgeordneten Diether Dehm tätig ist. Auch hierüber wurde intensiv debattiert. Klar gehörte zur zweiten Generation der RAF und saß von 1982 bis 2008 in Haft.

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