Terrorismus:Geheimdienste sollen Anschlag verhindert haben

"Glaubhafte" Gefährdung: Auf Großstädte in Deutschland, Großbritannien und Frankreich waren laut Medienberichten Anschläge geplant. Bekannt wurden die Pläne offenbar durch einen terrorverdächtigen Deutschen.

US-Geheimdienste haben nach Medieninformationen Terroranschläge auf Ziele in London sowie in großen Städten in Deutschland und Frankreich vereitelt. Die Anschläge seien von Pakistan aus geplant worden und bereits weit fortgeschritten gewesen. Sie hätten die Ziele gleichzeitig treffen sollen, standen den Angaben zufolge aber nicht unmittelbar bevor. Das berichteten der britische Sender Sky News und die US-Zeitung Wall Street Journal.

CIA

CIA-Zentrale in Langley, Virginia: US-Geheimdienste vereitelten möglicherweise Terroranschläge in Europa.

(Foto: AFP)

Der US-Fernsehsender ABC berichtete online, dass es sich nach Einschätzung eines hohen US-Beamten um eine "glaubhafte" Gefährdung handelt, auch wenn es keine genauen Hinweise auf Ort und Zeit gebe. US-Präsident Barack Obama sei informiert.

Das Bundesinnenministerium bestätigte die Berichte, nach denen das Terrornetzwerk al-Qaida "längerfristig" Anschläge in den USA, in Europa und auch in Deutschland plane. Diese Informationen ergäben sich aus "nachrichtendienstlichem Aufkommen", erklärte ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Gegenwärtig ergäben sich daraus aber keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland.

Die Bundesanwaltschaft hat zurückhaltend auf Medienberichte über die angeblich verhinderte Terroranschläge reagiert. "Es gibt keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen in Deutschland", sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft

Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden in den USA und Europa erklärten den ABC-Angaben zufolge, die Informationen über eine Bedrohung stammten aus der Befragung eines als Terroristen verdächtigten Deutschen, der im Spätsommer auf dem Weg nach Europa abgefangen worden sei und der zurzeit auf der US-Basis Bagram in Afghanistan festgehalten werde.

Der Deutsche habe ausgesagt, mehrere Gruppen von Terroristen - alle mit europäischen Pässen -, seien in Trainingslagern in Pakistan ausgebildet und von dort ausgesandt worden. Weiter habe er erklärt, der Attentatsplan sei von Al-Qaida-Führer Osama bin Laden gutgeheißen worden, berichtete ABC weiter.

Beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden hieß es in der Nacht, man könne dazu im Augenblick nichts sagen. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete ihrerseits, zwei in der Nacht zum Mittwoch befragte französische Behördenquellen seien nicht über Attentatspläne in Frankreich, Deutschland und Großbritannien informiert.

Welche Ziele die Terroristen genau im Visier hatten, wurde nicht bekannt. Ob die zweimalige Räumung des Pariser Eiffel-Turms mit den Bedrohungen im Zusammenhang stand, war zunächst nicht klar.

So viele Drohnenangriffe wie seit sechs Jahren nicht mehr

Unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtete Sky weiter, die Anschläge hätten ein ähnliches Drehbuch wie die in der indischen Metropole Mumbai gehabt, als vor knapp zwei Jahren mehr als 160 Menschen starben. Geheimdienste in den USA und Europa hätten zusammengearbeitet, um der jüngsten Bedrohung zu begegnen. Nach Informationen des Wall Street Journal hat der US-Geheimdienst die Terrorpläne unter anderem mit Drohnenangriffen auf Ziele in der pakistanischen Unruheregion Waziristan zunichtegemacht. Nach Informationen der Zeitung hat es im letzten Monat so viele Drohnenangriffe auf pakistanische Ziele gegeben, wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Die Berichte über die Anschlagspläne fallen in eine Zeit vermehrter Sicherheitswarnungen der westlichen Geheimdienste. Erst vor einer Woche hatte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano erklärt, dass die USA und Europa einer immer größer werdenden Bedrohung von Anschlägen ausgesetzt seien.

In Frankreich wiederum warnen die Sicherheitsbehörden seit Wochen vor einer konkreten Terrorgefahr. "Die Bedrohung ist real, unsere Überwachung ist verstärkt", hatte Innenminister Brice Hortefeux kürzlich erklärt.

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