Terrorismus: Bombenfunde in Flugzeugen:Jemen nimmt verdächtige Frauen fest

Eine Medizinstudentin soll die Paketbomben aufgegeben haben, die an Bord zweier Flugzeuge gefunden wurden. Zusammen mit ihrer Mutter wurde sie festgenommen. Im Kampf gegen al-Qaida verbittet Jemens Präsident Salih sich die Einmischung des Westens.

Die Bombenfunde an Bord zweier Flugzeuge in England und Dubai sind im Jemen Chefsache: Präsident Ali Abdullah Salih persönlich verkündete die Festnahme zweier verdächtiger Frauen. Es handele sich um eine Studentin und ihre Mutter.

Jemen salih dpa Terror

Der Präsident eines kleinen Landes, einmal mehr im Zentrum des globalen Medieninteresses: Jemens Staatschef Ali Abdullah Saleh gibt die Festnahme zweier Verdächtiger nach den Bombenfunden von Dubai und Nottingham bekannt.

(Foto: dpa)

Die jemenitischen Ermittler verloren keine Zeit: Nach Hinweisen US-amerikanischer Ermittler nahmen sie die Frau, die das Paket aufgegeben haben soll, und ihre Mutter in einem Armenviertel der Hauptstadt Sanaa fest.

"Sie ist eine Medizinstudentin, und sie wird zur Befragung festgehalten", sagte Salih. Bei einer der Bomben war laut jemenitischer Regierung eine SIM-Karte gefunden worden. Sie habe auf die Spur der Frau geführt. Anderen Angaben zufolge hatte die Studentin ihre Handynummer in einen Paketschein eingetragen.

Eine Terroristin, die ihre Handynummer hinterlässt - das findet eine jemenitische Menschrechtsgruppe zu simpel. Die Organisation "Hood" gab bekannt, sie zweifle an der Schuld der Verhafteten und den offiziellen Angaben. Schließlich sei al-Qaida dafür bekannt, niemals Spuren zu hinterlassen.

Ermittler wollen in Sanaa zwei Dutzend weitere verdächtige Pakete entdeckt haben. Am Samstag verlautete aus Sicherheitskreisen, dass Frachtarbeiter auf dem Flughafen und Mitarbeiter örtlicher Frachtfirmen befragt wurden.

Zumindest eines der Pakete soll den Sprengstoff PETN enthalten. Die gleiche Substanz wollte auch der "Unterhosenbomber" Omar Farouk Abdulmutallab bei seinem gescheiterten Versuch zünden, Weihnachten 2009 ein Passagierflugzeug über Detroit in die Luft zu jagen. Er hatte nach Angaben der US-Behörden Verbindungen zur al-Qaida im Jemen.

Auch wenn sich westliche Terrorfahnder und Militärs jetzt noch mehr für den Jemen interessieren dürften, lehnt Präsident Salih lehnte fremde Hilfe im Kampf gegen die erstarkte al-Qaida im Land ab. "Wir möchten nicht, dass sich jemand in Angelegenheiten des Jemens einmischt und die al-Qaida hier jagt", sagte er. Der Jemen gilt seit längerem als eines der letzten Rückzugsgebiete des internationalen islamistischen Terrorismus.

Nach US-Medienberichten wurden die Pakete aus dem Jemen nur durch einen Hinweis des saudi-arabischen Geheimdienstes entdeckt und nicht, weil die regulären Sicherheitschecks wirksam waren. Die zur Bombe umgebaute Drucker-Patrone war nach bisherigen Erkenntnissen mit einem Flugzeug des Paketdienstes UPS aus dem Jemen nach Großbritannien gekommen und auf ihrem Weg dorthin auf einem deutschen Flughafen umgeladen worden.

Die beiden explosiven Pakete waren an eine Synagoge und ein jüdisches Gemeindezentrum adressiert gewesen. Diese Einrichtungen waren aber wohl nicht die Anschlagsziele - sagt zumindest David Cameron: Die Bombe, die in England gefunden wurde, sollte laut dem britischen Premierminister noch im Flugzeug explodieren.

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