Terrorismus: Bomben in Flugzeugen:Die falsche Frau

Identitätsdiebstahl: Jemens Polizei muss eine Studentin wieder freilassen - Terroristen hatten mit ihren Daten eine der Paketbomben aufgegeben. In Deutschland tobt derweil eine Debatte um die Flugsicherheit.

Erst sah es nach einem schnellen Erfolg aus, jetzt stehen die Ermittler wieder am Anfang. ZUmidest im Jemen: Die Studentin, deren persönliche Daten bei der Aufgabe einer der Paketbomben im Jemen gefunden wurden, ist wieder frei. Sie war offenbar Opfer eines Identitätsdiebstahls durch Terroristen geworden.

Luftpost-Anschläge vereitelt

Dieses Foto der Polizei von Dubai zeigt den Drucker, dessen Patrone mit Sprengstoff bestückt ist. Im Jemen sucht die Polizei weiterhin nach der Frau, die eine der Paketbomben aufgab.

(Foto: dpa)

Die 22-jährige war am Vortag in Sanaa festgenommen worden, nachdem US-Ermittler sie zunächst als Aufgeber der Paketbomben identifiziert hatten. Der Verdacht, das jemand ihre persönlichen Daten benutzt hatte, hat sich mittlerweile bestätigt.

Die jemenitischen Behörden suchen weiter nach der Frau, die tatsächlich die Sendungen aufgab, um sie nach Amerika zu verschicken. Ein Sprecher des Innenministeriums in Sanaa sagte, die Sicherheitskräfte bemühten sich intensiv um eine Identifizierung der Absenderin.

Die US-Regierung konzentriert ihre Ermittlungen offenbar auf den Saudi Ibrahim Hassan al-Asiri. Er sei aufgrund seiner Erfahrung mit Sprengstoffen ein Hauptverdächtiger, sagte ein Beamter der Nachrichtenagentur Reuters. Er arbeite vermutlich mit dem Ableger des Netzwerkes al-Qaida im Jemen zusammen.

Nach den vereitelten Anschlägen ist weltweit eine Diskussion über die Sicherheit des Luftfrachtverkehrs entbrannt. Die jemenitische Regierung versprach, an den Flughäfen des Landes künftig mit "außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen" gegen Anschlagsversuche vorzugehen.

Auch in Deutschland werden die Kontrollen an Flughäfen diskutiert, nachdembekannt wurde, dass eine der Bomben auf dem Flughafen Köln-Bonn umgeladen wurde, bevor sie nach England weitergeflogen wurde.

Totale Sicherheit ist unerreichbar

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), wertet die Sprengsätze in Luftfrachtpaketen als Beleg, "dass Deutschland nach wie vor im Visier von Terroristen steht" obwohl sein Parteikollege, Innenminister Thomas de Maizière, am Sonntag gesagt hatte, dass "Deutschland wohl nicht Anschlagsziel war". Bosbach verglich den Jemen mit dem pakistansich-afghanischen Grenzgebiet - dem berüchtigtsten Rückzugsgebiet al-Qaidas. Die deutschen Behörden müssten nun ihr Sicherheitskonzept genau prüfen und gegebenenfalls anpassen. Notfalls müssten die Flugverbindungen in den Jemen komplett ausgesetzt werden, forderte Bosbach in der Berliner Zeitung.

Eine Schwäche im Sicherheitsnetz hat Bosbach in den verschiedenen Zuständigkeiten ausgmeacht. Die würde er gern gebündelt sehen: Man müsse sich fragen, ob die Bundespolizei nicht auch für den Warentransport verantwortlich sein sollte, sagte er dem Sender RBB. Bislang seien an Flughäfen zwei verschiedene Bundesbehörden für die Kontrollen von Fluggästen und Frachtgut zuständig, die man vielleicht zusammenlegen könnte. Auch die Zuständigkeiten für den Straßen- und Schienenverkehr müssten geprüft werden. "Es geht ja auch darum, dass wir mehr Sicherheiten aus einer Hand gewährleisten wollen."

Das Bundesverkehrsministerium warnt vor der Vorstellung, es könnte eine hundertprozentige Sicherheit geben. Die "totale Sicherheit" sei unerreichbar, doch arbeite sein Ministerium "mit Hochdruck" an ihrer Verbesserung, sagte der für die Luftverkehrssicherheit zuständige Staatsekretär im Bundesverkehrsministerium, Jan Mücke, der Leipziger Volkszeitung. Dazu gehöre die rasche Umsetzung der "Verordnung 300" , die seit April zwischen EU und USA gilt.

Sie zwingt 25.000 Unternehmen in Deutschland, bis Anfang 2013 eine lückenlose "sichere Lieferkette" nachzuweisen. Wo dies nicht möglich sei, müsse die Fracht an den Flughäfen durchleuchtet werden. Derzeit genüge erst "ein Bruchteil" der Firmen diesen Anforderungen. Zusätzlich fordern die USA die lückenlose Durchleuchtung sämtlicher Seefracht-Container. Das, so Mücke, sei "eine noch größere Herausforderung".

Schärfere Kontrollen fordern auch die Betreiber der deutschen Flughäfen. Sich selbst sehen sie allerdings nicht in der Pflicht. "Man muss prüfen, ob zusätzliche Kontrollen an den Frachtdrehkreuzen notwendig sind", sagte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV der Rheinischen Post. Zuständig für die Überprüfung der Fracht seien aber nicht die Flughäfen, sondern Paketdienstleister und Fluglinien.

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