Tötung von Osamas Sohn:Hamza bin Laden wollte den islamistischen Kampf anführen

  • Hamza bin Laden ist offenbar tot.
  • Unter welchen Umständen der Sohn von Terrorist Osama bin Laden getötet wurde, darüber gibt es unterschiedliche Berichte.
  • In den vergangenen Jahren hatte al-Qaida versucht, ihn zu einer Führungsfigur aufzubauen.
  • Die Art, wie das Terrornetzwerk ihn als neuen Star präsentierte, offenbarte das Modernitätsdefizit al-Qaidas.

Von Moritz Baumstieger

Wann, wo und vor allem wie - auf all diese Fragen geben die US-Sicherheitsbehörden bisher keine Antworten. Nur dass sie es getan haben, bestätigten zwei namentlich nicht genannte Offizielle dem Nachrichtensender NBC: Hamza bin Laden, der Sohn des 2011 getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden, sei bei einer Operation zu Tode gekommen.

Von einer "Hinrichtung" ist bei NBC die Rede, bei der US-Kräfte eine Rolle gespielt hätten - welche, ist jedoch offen. Andere Quellen berichten, Bin Laden junior sei eher zufällig bei einer Militäraktion getötet worden, die eigentlich ein anderes Ziel hatte. Von seiner Anwesenheit am Zielort habe man erst durch die Auswertung der Kommunikation von Al-Qaida-Kadern erfahren. Auch US-Präsident Donald Trump, der sonst keine Gelegenheit auslässt, sich die Erfolge seines Sicherheitsapparats ans Revers zu heften, lehnt eine Stellungnahme ab.

Der 1989 geborene Hamza galt als Lieblingssohn des Seniors, in den vergangenen Jahren versuchte al-Qaida, ihn zu einer neuen Führungsfigur aufzubauen. Mitte August 2015 führte Al-Qaida-Chef Ayman al-Zawahiri den "Kronprinzen" erstmals in einer Botschaft an die Anhänger ein, der damals 24-jährige Hamza gelobte, die Pläne seines Vaters zu erfüllen, Attacken auf US-Einrichtungen fortzuführen und die als "gottlos" gebrandmarkten Regime in der islamischen Welt zu stürzen.

Zu diesem Zeitpunkt steckte al-Qaida in einer tiefen Krise und hoffte, mit bin Ladens prominentem Namen Boden gutzumachen: Das Pseudo-Kalifat des sogenannten Islamischen Staats hatte al-Qaida den Rang abgelaufen - bei der Rekrutierung von Freiwilligen, bei Quantität und Grausamkeit von Anschlägen, beim Eintreiben von Ressourcen.

Hamza bin Laden strebte nach Führungsrolle im islamistischen Kampf

Das Modernitätsdefizit al-Qaidas zeigte sich auch in der Art, wie die Terrororganisation ihren neuen Star zu platzieren versuchte: Während der IS das Netz mit hochprofessionell gestalteten Propagandavideos überschwemmte, wurde Bin Laden in einer Audiobotschaft eingeführt, wie sie schon sein Vater einst in den Höhlen von Tora Bora, Afghanistan aufnahm.

Dass sich die USA dennoch Anfang 2019 dazu entschieden, eine Million Dollar Kopfgeld auf Hamza bin Laden auszuloben, ist auch im Niedergang des IS begründet, dessen Kalifat implodierte. In seiner letzten bekannten Nachricht von Ende 2017 reklamierte Bin Laden die Führungsrolle im islamistischen Kampf in Syrien für sich. Er forderte das salafistisch-dschihadistische Lager auf, sich unter al-Qaidas Flagge zu sammeln.

Obwohl es Hinweise auf eine Reise nach Syrien gab, wurde Bin Laden von westlichen Geheimdiensten eher im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet vermutet. Wo immer er nun gestellt wurde: Nach den wenigen Informationen, die in Washington publik wurden, war Bin Laden wohl schon tot, als das Außenministerium im Februar eine Belohnung auf ihn aussetzte.

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