Terrorgruppe "Islamischer Staat":Brüsseler Museumsschütze soll in Syrien Geiseln gefoltert haben

"Wenn Nemmouche gerade nicht sang, folterte er": Ein französischer Journalist hat seinen Peiniger aus einem syrischen Verließ auf Fotos identifiziert. Es soll derselbe Mann sein, der im Mai in einem Brüsseler Museum vier Menschen ermordete.

  • Ein Journalist berichtet, dass er während seiner Geiselhaft in Syrien von einem französischen Dschihadisten bewacht wurde. Dieser soll später in Brüssel ein Museum überfallen und vier Menschen ermordet haben.
  • Der deutsche Ex-Rapper und Dschihadist Denis Cuspert gehört vermutlich zum engeren IS-Kreis. Einem Verfassungsschutzbericht zufolge hat Cuspert dem IS-Chef die Treue geschworen.
  • 500 Deutsche sollen sich dem IS in Syrien bislang angeschlossen haben. In IS-Gefängnissen sollen auch Deutsche eingesperrt sein.

Brüsseler Museumsattentäter soll für IS gefoltert haben

Ein im April aus Geiselhaft in Syrien freigekommener französischer Journalist war nach eigenen Angaben während seiner Gefangenschaft in den Händen des mutmaßlichen Angreifers des Jüdischen Museums in Brüssel. Er und seine drei Mitgefangenen hätten Mehdi Nemmouche nach dessen Festnahme Ende Mai auf Fotos erkannt, schrieb Nicolas Hénin in einem von Le Point veröffentlichten Artikel.

Nemmouche wird vorgeworfen, im Mai im Jüdischen Museum in Brüssel vier Menschen getötet zu haben. Er wurde zwei Wochen später festgenommen und nach Belgien ausgeliefert.

Nemmouche, der mehr als ein Jahr lang für den "Islamischen Staat" in Syrien gekämpft hatte, sei von Juli bis Dezember 2013 einer seiner Bewacher gewesen. "Wenn Nemmouche gerade nicht sang, folterte er", schrieb Hénin. "Er war Teil einer kleinen Gruppe Franzosen, die mit ihren Besuchen die etwa 50 Syrer in den benachbarten Zellen terrorisierten." Jeden Abend habe es Schläge gegeben.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bestätigte die Angaben andeutungsweise. Ihm zufolge lassen Geheimdienstinformationen darauf schließen, dass Nemmouche einer der Geiselnehmer der vier französischen Journalisten war.

Ex-Rapper schwört al-Bagdadi die Treue

Der Berliner Dschihadist Denis Cuspert alias Ex-Rapper Deso Dogg soll zum engeren Kreis des IS gehören. Cuspert soll kürzlich den Treueeid auf IS-Chef al-Bagdadi geschworen haben, schreibt die Bild am Sonntag unter Berufung auf einen Bericht des Berliner Verfassungsschutzes.

Die Verfassungsschützer warnten demnach vor dem Status Cusperts innerhalb von IS: "Seine Glaubwürdigkeit auf dem Schlachtfeld geht einher mit der gestiegenen Wertschätzung in der internationalen jihad-salafistischen Szene", zitiert die Zeitung. Cuspert genieße "eine exponierte Stellung als deutschsprachiger Propagandist des Islamischen Staates", was "ein erhebliches Mobilisierungsmoment für einschlägig radikalisierte Personen in Deutschland die Reise nach Syrien anzutreten" berge.

Cuspert könnte demzufolge auch an völkerrechtswidrigen Taten in Syrien beteiligt gewesen sein. Ein Video von Ende Juli zeige Cuspert "bei der Schändung einer Leiche", berichtet das Blatt. Bei dem Toten handle es sich um einen zivilen Mitarbeiter eines Gasfeldes, der vermutlich mit Kopfschüssen getötet wurde.

Auch Deutsche in IS-Gefängnissen

Nach der Einschätzung der Militärexperten gehören derzeit etwa 15 000 Kämpfer zum Kern des IS, darunter 6000 mit guter militärischer Ausbildung. Geheimdienste gehen davon aus, dass auch 3500 Europäer in den Reihen der IS-Miliz kämpfen. Nach Focus-Informationen gehen die Terrorfahnder inzwischen von 500 radikal-islamischen Kämpfern aus, die von Deutschland nach Syrien gereist sind. 40 seien dort getötet worden.

Zwei Deutsche sollen vom IS festgehalten werden, weil die früheren Salafisten schockiert durch die Gräueltaten des IS in die Bundesrepublik zurückkehren wollten. Die Deutschen sollen der Zeitschrift zufolge zusammen mit fünf Briten, drei Franzosen und zwei Belgiern in einem Folter-Gefängnis in der syrischen Stadt Rakka festgehalten werden.

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