Süddeutsche Zeitung

Terroranschläge:Razzien in Belgien - vier Personen in Gewahrsam

Lesezeit: 2 min

Auf der Suche nach Terrorverdächtigen hat die belgische Polizei Razzien in Brüssel und den Städten Mechelen und Duffel durchgeführt. Bei den 13 Aktionen am frühen Sonntagmorgen seien neun Personen festgenommen worden, teilt die Bundesstaatsanwaltschaft mit. Fünf von ihnen seien nach einer Befragung wieder freigelassen worden. Ob die übrigen vier im Gewahrsam bleiben, soll ein Richter entscheiden.

Ein weiterer Terrorverdächtiger sieht sich bereits mit einer Anklage konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Abderamane A. der "Beteiligung an Handlungen einer Terrorgruppe". Der Mann war am Freitag im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek festgenommen worden, nachdem ihm die Polizei bei einer Straßenbahn-Haltestelle ins Bein geschossen hatte.

Die Anklage steht im Zusammenhang mit Anschlagsplänen in Frankreich. Die französische Polizei hatte am Donnerstag den 34-jährigen Franzosen Reda Kriket bei Paris festgenommen, der Verbindungen zu dem Drahtzieher der Pariser Anschläge vom November, Abdelhamid Abaaoud, gehabt haben soll. Nach Angaben von Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve wurde durch die Festnahme ein "im fortgeschrittenen Stadium geplantes Attentat in Frankreich vereitelt". Nach Krikets Festnahme wurden in seiner Wohnung Waffen und Sprengstoff gefunden.

Abderamane A. soll mit Kriket zu tun gehabt haben. Genau wie der bereits am Samstag angeklagte Rabah N. Ihm wird die Beteiligung an "terroristischen Handlungen" vorgeworfen.

Italienische Ermittler nehmen verdächtigen Algerier fest

In Italien ist Medienberichten zufolge ein mit europäischem Haftbefehl gesuchter Verdächtiger gefasst worden. Der 40-jährige Algerier sei auf Betreiben der belgischen Justiz am Samstag in der süditalienischen Region Salerno festgenommen worden, teilte die Polizei über Twitter mit. Er sei im Zusammenhang mit gefälschten Papieren gesucht worden, die Terroristen die Einreise nach Europa ermöglicht haben. Italienische Medien berichten, unter den Tausenden gefälschten Dokumenten seien auch Fotos dreier an den Anschlägen in Paris und Brüssel beteiligter Männer.

Damit sind im Zusammenhang mit den Anschlägen mittlerweile ein Dutzend Männer festgenommen worden. Am Samstag hatte die belgische Polizei die Festnahme von Faycal C. bekannt gegeben, dem die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, terroristische Morde und versuchte Morde zur Last gelegt werden. Unklar ist weiter, wie viele Terroristen auf der Flucht sind. Nach einem Bericht der Welt am Sonntag fahnden europäische Sicherheitsbehörden nach mindestens acht mutmaßlichen Terrorhelfern oder Unterstützern.

24 Anschlagsopfer identifiziert

Von den 31 Toten in Brüssel, zu ihnen werden die drei Selbstmordattentäter gerechnet, wurden bis Samstag 24 identifiziert, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Am Dienstag hatten sich zwei Attentäter am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft gesprengt. Rund eine Stunde später verübte ein weiterer Angreifer einen Selbstmordanschlag in einer U-Bahnstation im Europaviertel. Die Männer rissen 28 Menschen mit in den Tod, 300 weitere wurden verletzt. Bei koordinierten Anschlägen in Paris waren am 13. November 130 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2923692
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AFP/ewid/feko
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.