Terroranschläge in Mumbai:Pakistanischer Offizier im Visier

Der Verdacht stand von Anfang an im Raum: Nun wollen indische Ermittler erstmals beweisen können, dass ein pakistanischer Offizier in die Anschläge in Mumbai involviert war.

Die vorsichtig-versöhnlichen Töne zwischen Indien und Pakistan könnten schnell wieder der Vergangenheit angehören.

Terroranschläge in Mumbai: Brennendes Hotel Taj Mahal: Erstmals nannten Ermittler den Namen eines pakistanischen Offiziers, der in die Anschläge involviert gewesen sein soll.

Brennendes Hotel Taj Mahal: Erstmals nannten Ermittler den Namen eines pakistanischen Offiziers, der in die Anschläge involviert gewesen sein soll.

(Foto: Foto: dpa)

Der Verdacht stand von Anfang an im Raum, doch nun vermeldet die indische Polizei erstmals Ermittlungserfolge - und Beweise. Den Behörden ist es nach einem Bericht der Londoner Times gelungen, einen Offizier der pakistanischen Armee namentlich mit den Terroranschlägen von Mumbai (Bombay) in Verbindung zu bringen.

Im mehr als 11.000 Seiten starken Dokument, das den Tathergang und die Schuld des überlebenden Attentäters Ajmal Amir Kasab schildert, fällt auch der Name eines Oberst R. Sadatullah - ein Offizier der Special Communications Organisation, einer Unterabteilung der Armee, wie die Londoner Times berichtete.

Die Inder wollen bewiesen haben, dass Sadatullah von einem offiziellen E-Mail-Account der Regierung aus mindestens eine E-Mail versendete, die mit den Anschlägen von Mumbai zu tun gehabt haben soll. Er soll von der Polizei vernommen werden.

Die Ermittler in Mumbai verdächtigen außerdem einen weiteren Armee-Offizier, der in Telefonaten zwischen den zehn Attentätern nur "Generalmajor" genannt wurde.

Knapp drei Monate nach den Terroranschlägen wurde der 21-jährige Pakistaner Ajmal Amir Kasab angeklagt. Ihm werden Mord, "Kriegführung gegen Indien" und Beschädigung öffentlichen Eigentums zur Last gelegt, wie Staatsanwalt Ujjwal Nikam in Mumbai mitteilte. Zwei mutmaßliche Komplizen müssen sich wegen der gleichen Anklagepunkte verantworten. Aus Sicherheitsgründen erschien Kasab am Mittwoch nicht im Gerichtssaal. Bei einer Verurteilung droht ihm die Todesstrafe.

Auch Nachbar Pakistan, der nach den neuen Ermittlungserfolgen wieder in einem schlechteren Licht steht, hatte vor zwei Wochen einen Beitrag zur Aufklärung der verheerenden Anschläge geleistet. Sechs mutmaßliche Hintermänner waren festgenommen worden, unter ihnen sei auch der mutmaßliche Drahtzieher, sagte der pakistanische Innenminister Rehman Malik.

Damit hatte Islamabad erstmals eingeräumt, dass die Anschläge auf Mumbai "zu einem Teil" auf pakistanischem Boden vorbereitet wurden. Pakistan hatte sich lange Zeit gegen Vorwürfe der Inder gewehrt, die Anschläge seien aus Pakistan geplant und koordiniert worden.

Erst allmählich - und unter erheblichem internationalen Druck - gaben die Pakistaner ihre Haltung auf und schlugen versöhnlichere Töne an. "Wir haben alle Informationen geprüft, die uns Indien zugestellt hat", sagte der pakistanische Innenminister. "Das beweist, dass wir aufrichtig sind und entschlossen, den Terrorismus zu bekämpfen. Pakistan fühlt mit dem indischen Volk mit."

Bei den verheerenden Anschlägen Ende November hatten zehn Attentäter eine Reihe von Zielen in der Millionenmetropole an der Westküste Indiens angriffen, darunter Luxushotels, einen Bahnhof und ein jüdisches Zentrum. Mehr als 160 Menschen wurden getötet, unter ihnen neun der Attentäter.

Die Regierung in Neu-Delhi machte die in Pakistan ansässige Islamisten-Organisation Lashkar-e-Taiba ("Armee der Reinen") verantwortlich. Die Friedensbemühungen zwischen den beiden Atommächten hatten durch die Anschläge einen schweren Rückschlag erlitten.

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