Terroralarm:Deutsche Botschaft in Ankara geschlossen

Außenminister Steinmeier spricht von "sehr konkreten Hinweisen" auf geplante Attentate gegen deutsche Vertretungen. Noch ist unklar, wer hinter den mutmaßlichen Anschlagsplänen steckt.

Von Stefan Braun und Mike Szymanski, Istanbul/Berlin

Die nach einer Terrorwarnung am Donnerstag geschlossenen deutschen Einrichtungen in Ankara und Istanbul werden bis zum Wochenende nicht wieder geöffnet. Das entschied ein Krisenstab im Auswärtigen Amt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, am Mittwochabend hätten die deutschen Sicherheitsbehörden einige "sehr konkrete und deshalb sehr ernst zu nehmende Hinweise" erreicht, dass terroristische Attentate gegen deutsche Vertretungen innerhalb der Türkei vorbereitet würden. Aus diesem Grund habe er noch in der Nacht auf Donnerstag entschieden, die deutsche Botschaft in Ankara, das Generalkonsulat in Istanbul und die deutschen Schulen in beiden Städten zu schließen. "Das war eine notwendige Maßnahme, weil der Schutz der deutschen Staatsbürger und der in den Einrichtungen arbeitenden und lernenden Menschen Vorrang haben muss", sagte Steinmeier.

Der entscheidende Hinweis war am Abend zuvor gegen 21.30 Uhr bei deutschen Sicherheitsbehörden eingegangen. Unmittelbar danach waren die türkischen Behörden über den türkischen Botschafter in Berlin informiert worden. Wenig später verstärkte die türkische Polizei in beiden Städten den Schutz der Einrichtungen. Seither berät in Berlin das Krisenreaktionszentrum im Auswärtigen Amt über die weitere Lage. Nach SZ-Informationen steckt wohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hinter den Anschlagsplänen. Den Sicherheitsbehörden sollen Namen mutmaßlicher Attentäter bekannt sein. Sie hielten sich mit großer Wahrscheinlichkeit in der Türkei auf. "Die Lage ist immer noch ernst", erfuhr die SZ aus Sicherheitskreisen. Am Mittwoch waren aber auch Verlautbarungen von Kommandeuren der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bekannt geworden, in denen diese ankündigten, den Terror noch stärker in die Städte tragen zu wollen. In Istanbul hatte die Polizei bis zum Mittag gepanzerte Einsatzfahrzeuge vor dem Zaun des deutschen Generalkonsulates postiert. Es wurde ausdrücklich davor gewarnt, sich in der Umgebung des Generalkonsulates aufzuhalten. Auch an der Deutschen Schule in Istanbul fiel der Unterricht aus. Seit Tagen lebt die Stadt in Angst vor einem neuen Anschlag. Die Einkaufsstraße İstiklal war am Donnerstag schlechter als sonst besucht. Viele Istanbuler meiden mittlerweile die U-Bahnen. Die Polizei hat schon vor einiger Zeit das Personal rund um den Taksim-Platz aufgestockt.

Seit Sommer 2015 sieht sich die Türkei einer Serie von Terroranschlägen ausgesetzt. Zunächst war die Gewalt von IS-Anhängern ausgegangen. Seit die türkische Armee im Dezember im Südosten des Landes aber eine Großoffensive gegen Kämpfer der PKK startete, schlagen militante Splittergruppen wie die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) nun auch in den Großstädten der Westtürkei zurück. Für den Autobombenanschlag vom Sonntag in Ankara, bei dem mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen waren, übernahm die TAK am Donnerstag die Verantwortung.

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