Ständig klingelt das Handy: Meral Şahin, Inhaberin eines Deko-Geschäfts für Hochzeitsfeiern, telefoniert mit dem Bundeskriminalamt über Sicherheitsmaßnahmen für den Ehrengast am Sonntag, den Bundespräsidenten. Dann melden Freunde Probleme mit den Transparenten, die sie fürs große Straßenfest „Birlikte“ aufhängen wollen über Kölns Keupstraße: „Das klären wir!“ Die 53-jährige Geschäftsfrau, selbst Kind des Viertels – des Veedels, wie die Kölner sagen –, kümmert sich für die Initiative „Interessengemeinschaft Keupstraße“ hier um alles. Und findet in einer Ecke ihres Ladens Zeit fürs Gespräch: über den NSU-Terror, der hier vor 20 Jahren tobte, über die langen Jahre, in denen die Polizei die Attentäter unter den Anwohnern vermutete. Und darüber, was sie nun von Frank-Walter Steinmeier erwartet.
Fest gegen Rassismus und Gewalt:„Wir wurden abgestempelt wie eine Briefmarke“
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20 Jahre nach dem Nagelbomben-Anschlag des NSU besucht Bundespräsident Steinmeier die Keupstraße in Köln. Meral Şahin, Vorsitzende einer Initiative aus dem Viertel, freut das. Aber sie erwartet mehr als eine Entschuldigung.
Interview von Christian Wernicke, Köln

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Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe versteckten sich zu Beginn ihrer Mordserie in der Stadt. Mit einem ersten Dokumentationszentrum zu der Terrorzelle schaffen engagierte Bürger gerade ein Zeichen gegen rechtsextremen Hass. Aber ist Chemnitz der richtige Ort dafür?
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