Süddeutsche Zeitung

Terror in Paris:"Unsere Freiheit könnt ihr nicht töten"

Neben dem Schrecken und der Trauer macht sich bei den Menschen in Paris noch ein anderes Gefühl breit: Trotz.

"Im Namen von wem?", steht auf einer Karte, die zusammen mit einer roten Rose in der zerstörten Scheibe der Bar "La Belle Equipe" steckt. Mindestens 129 Menschen sind am Freiagabend bei Anschlägen an sechs verschiedenen Orten in Paris ums Leben gekommen. 19 von ihnen wurden auf der Terrasse der Bar getötet.

Der Terror hat das Land in den Ausnahmezustand versetzt. Tausende Soldaten patroullieren in und um Paris, viele Läden und Sehenswürdigkeiten - wie etwa der Eiffelturm - bleiben auch am Sonntag geschlossen.

Vor dem Konzertsaal Bataclan, wo mindestens 89 Besucher getötet wurden, weist ein Polizist Passanten den Weg. Am Freitagabend hatte die US-Band Eagles of Death Metal (mehr zur Band lesen Sie hier) vor etwa 1500 Zuhörern ein Konzert gegeben, als mehrere Männer den Saal stürmten, das Feuer eröffneten und Besucher als Geiseln nahmen.

In der ganzen Stadt zeigt die Polizei am zweiten Tag nach den Anschlägen Präsenz, Polizisten fahren mit Motorrädern durch die Straßen. Die Ermittlungen zu den Terroranschlägen laufen auf Hochtouren.

Für die Bewohner in der französischen Hauptstadt ist es in diesem Jahr bereits der zweite Schock. Anfang des Jahres wurden bei einem Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo 17 Menschen umgebracht. Die Botschaft vieler Pariser ist deshalb schlicht: Sie haben genug von Gewalt, Hass und Angst.

Neben dem Schrecken und der Trauer macht sich bei den Franzosen aber auch ein anderes Gefühl breit: Trotz. "Wir haben keine Angst", steht auf einem Schild inmitten von Kerzen und Blumen.

Unmissverständlich auch diese Botschaft: Paris steht aufrecht - wenn auch unter Tränen.

"Unsere Freiheit könnt ihr nicht töten" steht auf diesem Brief an einer spontanen Gedenkstätte in Paris.

Die Solidarität mit Frankreich ist auf der ganzen Welt zu spüren und zu sehen. Bei einem Golf-Turnier in Shanghai tragen die Teilnehmer ein Bild über den Rasen, das zu einem Symbol geworden ist: Frieden für Paris.

Weltweit zeigen Länder ihre Verbundenheit und lassen Gebäude und Wahrzeichen in den französischen Nationalfarben leuchten. Der Tokyo Tower leuchtet blau-weiß-rot.

In Rio de Janeiro sieht es so aus, als hätte sich Christus in eine Trikolore gewickelt.

Ultra-orthodoxe Juden blicken auf die Stadtmauer in Jerusalem, auch hier wird Solidarität gezeigt. Bei den Attentaten in Paris im Januar war ein jüdischer Supermarkt angegriffen worden. Und die Betreiber des Konzertsaals Bataclan, der diesmal eines der Ziele war, sind jüdisch.

Auf der Harbour Bridge in Sydney wehen an diesem Wochenende zwei Flaggen - neben der australischen wurde auch die französische gehisst.

Am Trafalgar Square in London versammelten sich am Samstagabend spontan Hunderte Menschen, um ihre Solidarität zu zeigen.

"Paris, wir lieben dich", steht an der Tür eines geschlossenen Ladens. Eine Liebeserklärung an die Menschen und wohl auch an die Freiheit. Denn die Anschläge seien "nicht nur ein Anschlag auf Paris", wie etwa US-Präsident Barack Obama sagte, sondern "ein Anschlag auf die ganze Menschheit und unsere universellen Werte."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2737686
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/infu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.