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Terror in Paris:Staatsanwaltschaft: Terror-Drahtzieher Abaaoud ist tot

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Der Hintermann der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, ist tot. Das teilte die französische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Abaaoud sei bei der Razzia im Pariser Vorort Saint-Denis am Mittwoch ums Leben gekommen. Ein in der gestürmten Wohnung gefundener Leichnam sei als der des belgischen Islamisten identifiziert worden.

"Wir wissen heute, dass Abaaoud, das Gehirn dieser Anschläge - eines der Gehirne, denn wir müssen besonders vorsichtig sein und kennen die Bedrohungen - sich unter den Toten befand", sagte Frankreichs Premierminister Manuel Valls in der Nationalversammlung.

Razzia um 4:20 Uhr morgens

Bei dem siebenstündigen Polizeieinsatz in dem Pariser Vorort waren am Mittwoch zwei Personen getötet und acht Verdächtige gefasst worden. Unter den Toten war eine Frau, die sich nach offiziellen Angaben selbst in die Luft sprengte. Die Identität des zweiten Leichnams blieb zunächst unklar - er sei von Kugeln durchsiebt gewesen, hieß es, und es kann offenbar noch nicht ausgeschlossen werden, dass auch er einen Sprengstoffgürtel trug und auslöste. Abaaoud sei anhand von Hautproben identifiziert worden.

Hinweise darauf, dass sich mehrere Terroristen in einer Wohnung in Saint-Denis aufhalten könnten, hatten die Ermittler unter anderem aus abgehörten Telefongesprächen. Sondereinheiten hatten daraufhin am Mittwoch gegen 4:20 Uhr morgens die verdächtige Wohnung gestürmt, in der auch Abaaoud vermutet wurde. Eine Frau zündete offenbar gleich zu Beginn des Einsatzes einen Sprengstoffgürtel und starb.

Aufgewachsen im Problemviertel

Abdelhamid Abaaoud, Jahrgang 1987, wuchs in der Brüsseler Hauptstadtgemeinde Molenbeek auf. Der Vorort machte in den vergangenen Tagen international Schlagzeilen, weil offenbar mehrere an den Anschlägen beteiligte Terroristen Verbindungen dorthin haben. In Molenbeek-Saint-Jean wohnen viele Einwanderer; Abaaouds Familie stammt aus Marokko. Wegen Raubes saß er einige Zeit im Gefängnis.

Anfang 2014 ging er nach Syrien und schloss sich der Terrormiliz des selbsternannten "Islamischen Staats" an. Laut einem Bericht von Spiegel Online wurde er am 20. Januar 2014 am Flughafen Köln-Bonn kontrolliert, als er nach Istanbul habe fliegen wollen. Eine Todesnachricht aus Syrien aus dem Herbst 2014 war fingiert, um die Wiedereinreise nach Europa zu ermöglichen. Die Behörden wussten jedoch nicht, dass ihm diese tatsächlich geglückt war: Die Rückkehr des belgischen Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud aus dem Gebiet des sogenannten Islamischen Staates sei erst nach der Terrorwelle mit 129 Toten bekannt geworden, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve.

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