Terror in Pakistan:Anschlag auf Regierungsmitarbeiter

Ein Anschlag im pakistanischen Rawalpindi fordert Dutzende Tote. Die Regierung bietet jetzt fünf Millionen Dollar Kopfgeld für Taliban-Führer.

Bei einem Selbstmordanschlag vor dem Luxushotel Shalimar in der pakistanischen Garnisonsstadt Rawalpindi sind nach Angaben aus Krankenhäusern mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Rawalpindis Polizeichef Aslam Tarin sagte, 45 weitere Menschen seien verletzt worden

Terror in Pakistan: Pakistanische Polizisten sichern den Anschlagsort in Rawalpindi, Pakistan. Bei einem Anschlag kamen hier mindestens 28 Menschen ums Leben.

Pakistanische Polizisten sichern den Anschlagsort in Rawalpindi, Pakistan. Bei einem Anschlag kamen hier mindestens 28 Menschen ums Leben.

(Foto: Foto: AFP)

Ein Selbstmordattentäter habe sich auf einem Motorrad vor dem Hotel und einer Bank in die Luft gesprengt, sagte ein Polizeisprecher. Zum Zeitpunkt des Anschlags hätten Regierungsangestellte ihr Gehalt bei der Bank abgeholt. Der Tatort liegt wenige hundert Meter von dem Armee- Hauptquartier entfernt, das erst vor drei Wochen Ziel eines Taliban-Angriffs war.

Der Angreifer habe zunächst eine Handgranate auf die Schlange stehenden Menschen vor der Bank geworfen und dann den Sprengstoff gezündet, der anscheinend in seinem Motorrad versteckt gewesen sei.

"Überall Tote und Verwundete"

Bei der Detonation wurden laut Polizei mehrere Autos beschädigt, die an einer Ampel an einer Kreuzung warteten. Ein Augenzeuge namens Shaukat Ali sagte: "Als ich den Ort erreichte, lagen überall Tote und Verwundete. Manche Leichen hatten keine Köpfe, anderen fehlten die Beine. Menschen deckten Frauen zu, deren Kleider bei der Explosion verbrannt worden waren." Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Im Video: Bei einem Anschlag nahe einem Armeehauptquartier in der pakistanischen Stadt Rawalpindi sind am Montag zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.

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Die pakistanische Regierung hat nun insgesamt fünf Millionen Dollar Kopfgeld auf die Führung der pakistanischen Taliban-Bewegung (TTP) ausgesetzt. In Zeitungsanzeigen der Regierung hieß es, für Hinweise, die zur Festnahme oder zum Tod von TTP-Chef Hakimullah Mehsud und zwei weiterer hochrangiger Kader führten, würden jeweils 600 000 Dollar (408 000 Euro) bezahlt.

Auf 16 weitere Anführer der Aufständischen wurden Kopfgelder zwischen 119 500 Dollar und 239 000 Dollar ausgelobt. "Helfen Sie der Regierung, sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen", heißt es in den Anzeigen.

In Anlehnung an den Koran trugen die eine viertel Seite umfassenden Zeitungsanzeigen der Regierung die Überschrift: "Und verbreite kein Chaos im Land." Im Text hieß es, die Taliban trieben unschuldige Muslime in den Stammesgebieten an der afghanischen Grenze in das "Tal des Todes".

UN zieht Personal ab

Auch die Vereinten Nationen reagieren auf die jüngsten Terroranschläge im Nordwesten Pakistans und ziehen nun einen Teil ihres internationalen Personals aus der Unruheregion ab.

Betroffen sind laut UN-Angaben alle ausländischen Mitarbeiter in der Nordwest-Grenzprovinz und den Stammesgebieten an der afghanischen Grenze, die nicht für Nothilfe, humanitäre Hilfe, Sicherheitsoperationen oder andere "essentielle" Aufgaben benötigt würden. Der Schutz der verbleibenden Mitarbeiter werde verstärkt.

Die Vereinten Nationen in Islamabad teilten weiter mit, Planungen für künftige Programme, die bei einer verbesserten Sicherheitslage umgesetzt werden sollen, würden fortgesetzt. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon habe den Schritt angeordnet. Die UN machten keine Angaben dazu, wie viele ihrer Mitarbeiter aus dem Krisengebiet abgezogen würden.

Immer wieder blutige Terroranschläge in Pakistan

In den vergangenen zwei Jahren starben in Pakistan bei einer Serie von Anschlägen fast 2400 Menschen. Anfang Oktober attackierten islamistische Rebellen bereits das Hauptquartier der Armee in Rawalpindi, 19 Menschen starben.

In der vergangenen Woche kamen bei einem Autobombenanschlag auf einem Markt in der Großstadt Peshawar im Nordwesten des Landes mindestens 118 Menschen ums Leben. Die Anschläge werden vor allem den pakistanischen Taliban zugeschrieben.

Die Regierung in Islamabad entsandte in einer Großoffensive gegen die islamistischen Aufständischen 30.000 Soldaten in der Taliban-Hochburg Süd-Waziristan, die Kämpfe in der Region werden erbittert geführt.

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