Süddeutsche Zeitung

Terror in Nigeria:Massaker an 200 Menschen

Im Nordosten Nigerias haben Bewaffnete mehr als 200 Menschen ermordet. Augenzeugen machen die Terrorgruppe Boko Haram verantwortlich. Der Terror der Islamisten, die vor kurzem Hunderte Schülerinnen entführt haben, lässt das Land nicht los.

Die vor Wochen im Nordosten Nigerias entführten Schülerinnen sind weiterhin in den Händen der Boko-Haram-Terroristen. Während die Suchanstrengungen der Regierung nach Wochen des Wartens langsam anlaufen, setzen die islamistischen Kämpfer örtlichen Berichten zufolge ihren Terror unbeeindruckt fort.

Bei einem schweren Angriff auf eine Kleinstadt im Nordosten Nigerias sind mehr als 200 Menschen getötet worden. Wie die Zeitung Daily Trust berichtet, überfielen bewaffnete Männer am Montagnachmittag die Kleinstadt Gamboru im Bundesstaat Borno und ermordeten wahllos Einwohner. Die Zeitung bezieht sich auf Berichte von Augenzeugen, die die Angreifer als Boko-Haram-Kämpfer identifizierten. Die Stadt befindet sich im selben Bundesstaat wie die Schule, aus der die mehr als 200 Mädchen verschleppt wurden.

"Die Leute zählen noch immer die Leichen. Bisher sind es 200, aber es gibt noch viel mehr", sagte der Lokalpolitiker Abdulrahman Terab. Unter den Opfern sollen auch 16 Polizisten sein. Der örtliche Senator bezifferte die Zahl der Toten sogar auf etwa 300.

Offenbar weitere Schülerinnen verschleppt

Boko Haram kämpft seit fünf Jahren für einen islamistischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und verübt regelmäßig Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen und Kirchen. Seit 2009 sind bei den Anschlägen mindestens 6000 Menschen getötet worden.

Boko-Haram-Kämpfer hatte sich am Montag zu der Entführung von über 200 Mädchen aus einer Schule im Dorf Chibok bekannt. Drei Wochen nach der Tat fehlt von den Schülerinnen weiter jede Spur. Anfang dieser Woche wurden offenbar weitere elf Mädchen in der gleichen Region verschleppt. Das berichten mehrere örtliche Zeitungen.

Derweil fordert auch US-Präsident Barack Obama ein internationales Vorgehen gegen die Terrorgruppe. Die Entführung der Mädchen sei "abscheulich", sagte Obama dem US-Sender ABC. Aber dies könne "das Ereignis sein, das hilft, die gesamte internationale Gemeinschaft dazu zu bringen, etwas gegen diese entsetzliche Organisation zu tun". Polizei- und Militärexperten der USA wurden Obama zufolge bereits nach Nigeria entsandt, um die entführten Mädchen zu finden. Auch Großbritannien bot Hilfe an.

Weltwirtschaftsforum beginnt unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan begrüßte das Angebot der US-Regierung, bei der Suche nach den Mädchen zu helfen. Er habe dies bei einem Telefonat mit Außenminister John Kerry deutlich gemacht, teilte Regierungssprecher Reuben Abati mit.

Derweil begann in der nigerianischen Hauptstadt Abuja unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen das diesjährige Weltwirtschaftsforum für Afrika. Mehr als 1000 Delegierte aus 70 Ländern nehmen an dem Treffen teil, darunter die Präsidenten von Ruanda, Senegal, Ghana, Algerien und Kenia sowie der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang. Ein Gelingen des Treffens gilt als sehr wichtig für das westafrikanische Land, das zur stärksten Wirtschaftsmacht des Kontinents aufgestiegen ist.

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