Terror in Nigeria:Boko Haram greifen Soldaten und Polizisten an

Terror in Nigeria: Das Video-Standbild zeigt Abubakar Shekau, den Anführer der Islamistengruppe Boko Haram, die den Norden und Osten Nigerias mit tödlichen Anschlägen und Entführungen terrorisiert.

Das Video-Standbild zeigt Abubakar Shekau, den Anführer der Islamistengruppe Boko Haram, die den Norden und Osten Nigerias mit tödlichen Anschlägen und Entführungen terrorisiert.

(Foto: AP)

Der Terror der Boko Haram geht ohne Pause weiter: Bei einem Anschlag im Norden Nigerias sind vermutlich mehr als 35 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer sind Angehörige von Polizei und Militär. Die Angst vor den Islamisten erfasst indes auch das Nachbarland Kamerun.

Bei einem Angriff radikaler Islamisten auf Kasernen der nigerianischen Sicherheitskräfte sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, töteten Anhänger der Sekte Boko Haram mindestens 14 Polizisten und 11 Soldaten. Dies berichtete auch ein Augenzeuge. Ein Insider sprach von bis zu 17 Soldaten, die ums Leben gekommen sein könnten. Der Zeitung Vanguard zufolge sind auch zehn Zivilisten ums Leben gekommen. Über eventuelle Opfer in den Reihen der Terrorgruppe lagen keine Angaben vor.

Der Angriff ereignete sich am Montagabend im Bundesstaat Yobe nicht weit von dem Ort, wo Islamisten im Februar 59 Schüler töteten. Dem Zeugen zufolge setzten die Aufständischen einen Panzerwagen und sechs Geländewagen ein. Sie hätten auf die nebeneinander liegenden Kasernen mit Panzerfäusten geschossen. Die Gebäude seien ebenso wie ein Gericht und der Wohnsitz eines Verwaltungschefs zerstört worden.

Boko Haram ist seit 2009 verantwortlich für den Tod Tausender Menschen in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Die islamistische Organisation, die auch Kontakte zu nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegern haben soll, will im muslimischen Norden Nigerias einen fundamentalistisch-islamischen Staat errichten.

"Wenn wir mit Gewalt vorgehen, werden sie sie töten"

Für Aufsehen sorgte die Terrorgruppe mit der Entführung von über 200 Schülerinnen in der Stadt Chibok im Nordosten des Landes Mitte April. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung gefangene Gruppenmitglieder nicht freilasse.

Das nigerianische Militär kennt unterdessen nach neuesten Angaben den Aufenthaltsort der Mädchen, kann aber aus Sorge um die Sicherheit der Schülerinnen nicht angreifen. "Was passiert, wenn wir mit Gewalt vorgehen? Sie werden sie töten", betonte Generaloberst Alex Badeh in Abuja. "Niemand soll sagen, das nigerianische Militär wisse nicht, was es tut. Wir können nicht losziehen und sie bei dem Versuch, sie zu retten, töten", so der Armeechef zum Schicksal der Mädchen.

Präsident Goodluck Jonathan hat bisher öffentlich jegliche Verhandlung mit den Entführern abgelehnt. Allerdings war nach lokalen Medienberichten vergangene Woche eine hochrangige Kommission der Regierung im Bundesstaat Borno, die angeblich auch Verhandlungsoptionen mit den Terroristen prüfen sollte. Medienberichte über bereits laufende Verhandlungen wurden dementiert.

Kamerun verlegte unterdessen zum Schutz vor Angriffen durch Boko Haram etwa 1000 Soldaten an die Grenze. Auch gepanzerte Fahrzeuge würden dort stationiert, so ein Militärsprecher. Die Aufgabe der Truppe sei die Aufklärung. Diese sei mit genug Feuerkraft für den Ernstfall ausgerüstet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: