Terror im Norden vom Sinai:Neuer Angriff auf Soldaten in Ägypten

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Weitere Attacke auf die ägyptischen Streitkräfte: Nur wenige Tage nach einem blutigen Anschlag auf einen Grenzposten auf der Halbinsel Sinai kommen erneut Soldaten ums Leben. Die Armee feuert daraufhin Raketen ab - das erste Mal seit dem Krieg gegen Israel vor fast 40 Jahren.

Nur wenige Tage nach dem blutigen Anschlag auf ägyptische Grenzsoldaten sind in der Nacht zum Mittwoch erneut Soldaten auf der Halbinsel Sinai unter Beschuss geraten. Drei Kontrollposten in der Stadt al-Arisch, der Hauptstadt der Provinz Nord-Sinai, seien überfallen worden, hieß es aus Sicherheitskreisen. Auch eine von der Armee kontrollierte Fabrik wurde beschossen. Dabei seien sechs Menschen verletzt worden: ein Offizier, zwei Soldaten, zwei Polizisten und eine Zivilperson.

Trauer in Ägypten: In der Nacht nach dem Staatsbegräbnis für die getöteten Soldaten wurde erneut ein Anschlag auf der Halbinsel Sinai verübt. (Foto: dpa)

Nach Berichten von Augenzeugen hatten Bewaffnete in einem Geländewagen, von denen die Kennzeichen entfernt worden waren, das Feuer aus automatischen Waffen eröffnet. Die Sicherheitskräfte schossen zurück, woraufhin die Angreifer mit hoher Geschwindigkeit davonfuhren. Einheiten der Armee nahmen umgehend die Verfolgung auf.

Ägyptische Kampfhubschrauber feuerten wenige Stunden später Raketen auf mutmaßliche Islamisten ab. Es sei das erste Mal seit dem Krieg gegen Israel 1973 gewesen, dass die Streitkräfte in dem Gebiet Raketen eingesetzt hätten, erklärten Gewährsleute. Betroffen gewesen sei ein Gebiet namens Scheich Suwajed nahe dem Übergang Rafah an der Grenze zum Gaza-Streifen. Sicherheitsbeamte sagten, auch außerhalb von Scheich Suwajed seien Angriffe erfolgt. Einem Bericht des staatlichen Fernsehens zufolge wurden dabei 20 feindliche Kämpfer getötet. Hubschrauber hätten mehrere Fahrzeuge angegriffen.

USA wollen bei Terrorabwehr stärker mit Ägypten kooperieren

Die USA kündigten unterdessen eine engere Zusammenarbeit mit Kairo bei der Terrorabwehr an. In einem Telefonat mit dem ägyptischen Ministerpräsidenten Hescham Kandil äußerte US-Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag Unterstützung für die Bemühungen der Regierung, die Sicherheitslage zu verbessern. Gewaltsamer Extremismus stelle eine Gefahr für Ägypten, die Nachbarn Ägyptens und auch für Amerikaner dar, sagte Außenamtssprecher Patrick Ventrell. Die USA seien der Sicherheit Israels verpflichtet.

Am Sonntag waren 16 ägyptische Soldaten an der Grenze zu Israel und dem Gaza-Streifen ums Leben gekommen, als vermummte Attentäter dort Grenzposten angriffen. Bis zu 30 Täter waren am Dienstag noch auf der Flucht, die ägyptischen Streitkräfte suchten auch mit Kampfhubschraubern nach ihnen. Hinter den Anschlägen werden militante Islamisten vermutet.

Für den Überfall auf den Grenzposten Karm Abu Salem (Hebräisch: Kerem Schalom) machen Israel und die ägyptische Armee Palästinenser aus dem Gaza-Streifen und Islamisten von der Halbinsel Sinai verantwortlich. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hatte am Montag angekündigt, die Sicherheitskräfte würden den Sinai wieder vollständig unter ihre Kontrolle bringen.

Der Vorfall belastet das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Ägypten und Israel weiter. Israel fordert von Ägypten, die Grenze zum Gaza-Streifen energischer zu bewachen. Gemäß dem israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von 1979 ist auf der Sinai-Halbinsel nur wenig Militär stationiert.

Mursi blieb am Dienstag dem Staatsbegräbnis der getöteten ägyptischen Soldaten fern - aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Ministerpräsident Hischam Kandil wurde von einem aufgebrachten Mob an der Teilnahme gehindert.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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