Terror:Festnahme nach Anschlag auf Borussia Dortmund

Die Bundesanwaltschaft wertet die Detonationen als Terrorakt - ein Schreiben am Tatort deute auf islamistische Motive hin.

Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des Fußballvereins Borussia Dortmund, bei dem am Dienstagabend ein Spieler verletzt wurde, stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Am Tatort fand die Polizei drei identische Schreiben, sie deuten auf einen islamistischen Hintergrund hin. Am Mittwoch wurden die Wohnungen von zwei Islamisten durchsucht, einem 25-jährigen Iraker aus Wuppertal und einem 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg; einer von ihnen wurde vorläufig festgenommen. Sicherheitsleute bezweifeln allerdings einen Zusammenhang mit dem Anschlag. Die Bundesanwaltschaft geht inzwischen von einem terroristischen Hintergrund aus und übernahm deswegen die Ermittlungen, betonte aber, die "genaue Motivlage" sei noch unklar.

Das am Tatort gefundene Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung, dem NDR und dem WDR vorliegt, ist eine Seite lang. Der Text wendet sich an Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden", heißt es wörtlich, einschließlich des Rechtschreibfehlers. Die Bundeswehr setzt Maschinen vom Typ Tornado für Aufklärungsflüge über Syrien ein. Der oder die Verfasser verlangen, dass Deutschland seine Tornados abziehe und dass die amerikanische Luftwaffenbasis in Ramstein in Rheinland-Pfalz geschlossen werde. Solange diese Forderungen nicht erfüllt würden, stünden "alle ungläubigen Schauspieler, Sänger, Sportler und Sämtliche prominente in Deutschland und anderen KreuzfahrerNationen auf Todesliste des Islamischen Staates". Der sogenannte Islamische Staat (IS) ist eine Terrorgruppe, die zu Anschlägen in aller Welt aufgerufen hat.

Der Brief wurde am Mittwoch von etliche Experten geprüft und interpretiert. Manche von ihnen gingen von einer Fälschung aus, weil der IS üblicherweise keine Schreiben am Tatort hinterlässt und die Forderung bezüglich Ramstein überraschend ist. Am Mittwoch tauchte im Internet noch ein weiteres Schreiben auf, das auf einen linksextremen Hintergrund hindeutet. An der Relevanz dieser Botschaft bestünden allerdings "erhebliche Zweifel", erklärte Frauke Köhler, die Sprecherin des Generalbundesanwalts in Karlsruhe.

Köhler zufolge waren die Sprengsätze, die am Straßenrand angebracht waren, bestückt mit Metallstiften. Einer davon habe die gepanzerte Busscheibe durchschlagen und sich in eine Kopfstütze gebohrt. Die Projektile seien bis zu hundert Meter weit geflogen. Der Anschlag hätte demnach durchaus tödlich sein können. Im Bus wurde nur ein Spieler verletzt, der Spanier Marc Bartra musste deswegen an der Hand operiert werden. Der Bus der Borussia war unterwegs vom Mannschaftshotel zum Dortmunder Stadion, wo am Dienstagabend das Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco stattfinden sollte.

Am Mittwochabend wurde das Spiel nachgeholt, im Publikum war auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), ein Zeichen der Solidarität. Der BVB verlor jedoch mit 2:3.

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