Anschlag in Neuseeland:Verdächtiger wollte Angriffe fortsetzen

Prime Minister Adern Speaks To Media As New Zealand Grieves Following Mosque Attacks In Chirstchurch

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern bei der Pressekonferenz am Samstagmorgen.

(Foto: Getty Images)
  • Am Tag nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch kündigt Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern an, die Waffengesetze verschärfen zu wollen.
  • Der Hauptverdächtige des Anschlags habe fünf Waffen benutzt - darunter auch zwei halbautomatische Waffen - die er legal habe besitzen dürfen, da er einen Waffenschein besaß, erklärte Ardern. Sie will jetzt Konsequenzen ziehen.
  • Der Mann habe seinen Angriff fortführen wollen, sagt Ardern. Doch die Polizei habe ihn stoppen können.
  • Der 28-jährige Hauptverdächtige, ein rechtsextremer Australier, wurde am Samstag (Ortszeit) einem Richter vorgeführt.

Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen am Donnerstag will Neuseeland seine Waffengesetze ändern. Das kündigte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern bei einer Pressekonferenz am Samstagmorgen (Ortszeit) an. Wie Ardern erklärte, habe der mutmaßliche Attentäter fünf Waffen benutzt, darunter zwei halbautomatische Waffen. Für diese Waffen habe er entsprechende Scheine besessen und sie nach neuseeländischem Recht besitzen dürfen.

Daraus werde man jetzt Konsequenzen ziehen und die Debatte über die Waffengesetze erneut in den Fokus rücken. Die Gesetze "werden sich ändern", unterstrich Ardern. Mehrmals habe es in den vergangenen Jahren bereits Anläufe gegeben, "jetzt ist die Zeit für eine Veränderung", sagte sie. In Neuseeland kann jeder Bürger über 16 Jahren einen Waffenschein erhalten, wenn er zuvor einen Sicherheitskurs durchlaufen hat. Halbautomatische Waffen könnten in Neuseeland jetzt unter einen Bann fallen.

Ardern zufolge hatte der Schütze geplant, seine Tat fortzusetzen. Allerdings konnten ihn zwei Beamte in seinem Auto stoppen. "Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen", sagte die Regierungschefin. In seinem Auto seien zwei weitere Feuerwaffen sichergestellt worden. Nach Angaben der Polizei vergingen vom ersten Alarm bis zur Festnahme 36 Minuten. Ardern lobte das Vorgehen der beiden Polizisten ausdrücklich, bei denen es sich um zwei Dorfpolizisten gehandelt haben soll: Sie hätten "Neuseeland an erste Stelle gestellt". Auch Neuseelands Polizeichef Mike Bush sagte, er sei "außerordentlich stolz" auf das Eingreifen der beiden Beamten.

Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen am Freitag waren 49 Menschen in Christchurch ums Leben gekommen. Insgesamt 39 Menschen wurden einen Tag nach der Tat noch in verschiedenen Krankenhäusern der neuseeländischen Großstadt behandelt, elf davon in Intensivbehandlung. Unter den Opfern seien auch Kinder, bestätigte Ardern.

Ein 28-jähriger Australier gilt als Haupttäter. Zuletzt wohnte er in Dunedin südlich von Christchurch. Ardern bestätigte zudem, dass der Attentäter bislang nicht im Visier der neuseeländischen Sicherheitsbehörden gewesen sei, obwohl er sich im Internet extremistisch geäußert hatte. Es werde geprüft, ob der Mann den Behörden früher hätte auffallen müssen, sagte die Premierministerin.

Zwei weitere Verdächtige sind noch in Haft, wie Ardern bestätigte. Die Ermittlungen darüber, ob und wie die an den Anschlägen beteiligt waren, laufen noch. Zunächst hatte die Polizei vier Personen festgenommen. Bei der vierten Person aber habe es sich um einen Bürger gehandelt, der zwar ebenfalls bewaffnet gewesen sei, vor Ort aber versucht habe zu helfen, erläuterte Ardern.

Der mutmaßliche Haupttäter wurde am Samstagvormittag (Ortszeit) einem Richter vorgeführt. Der neuseeländische Richter legte dem 28-jährigen Australier Brenton T. in der Anhörung offiziell Mord zur Last. Dieser verfolgte die Anhörung ohne erkennbare Regung. Er stellte keinen Antrag auf Freilassung gegen Kaution und bleibt weiter in Gewahrsam. Am 5. April soll er wieder vor Gericht erscheinen.

Der Imam einer der beiden angegriffenen Moscheen hat ein klares Bekenntnis zu Neuseeland abgegeben. "Wir lieben dieses Land nach wie vor", erklärte Ibrahim Abdul Halim am Samstag. Extremisten würden "niemals unser Vertrauen" erschüttern, sagte der Imam der Moschee in Linwood, einem Vorort von Christchurch.

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