AfD-Vize fühlt sich bestärkt
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, interpretiert den Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo als Rechtfertigung für die Anti-Islam-Bewegung Pegida: "All diejenigen, die bisher die Sorgen der Menschen vor einer drohenden Gefahr durch Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft", sagte Gauland.
Der Gewaltakt in Paris sei "niederträchtig und durch nichts zu rechtfertigen". Die französische Regierung müsse nun entschlossen gegen den islamistischen Terrorismus im eigenen Land vorgehen.
Der tödliche Angriff auf die Redaktion des französischen Satiremagazins sei ein Anschlag auf Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit. Das Massaker von Paris zeige wie fragil und schutzbedürftig die Grundwerte unserer Gesellschaft seien. "Vor diesem Hintergrund erhalten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht", so Gauland wörtlich.
Angebliche Rechtfertigung für Pegida
Vor diesem Hintergrund erhielten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität. Die etablierten Parteien sollten sich deshalb gut überlegen, ob sie bei ihrer Haltung, "die Menschen von Pegida weiter zu diffamieren", bleiben wollten.
Die Pegida-Bewegung mobilisiert seit einigen Monaten vor allem in Dresden Demonstranten, die gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes auf die Straße gehen. In anderen Städten ist die Resonanz bisher gering, dort war die Zahl der Gegendemonstranten regelmäßig weit höher als die der Pegida-Anhänger.
CDU-Politiker Kauder nennt solche Äußerungen "schäbig"
Mit großer Empörung reagierte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), auf die Äußerungen von AfD-Politikern zu dem Terror-Anschlag. "Der schreckliche Anschlag ist ein Terrorakt von unmenschlichen Fanatikern", sagte Kauder dem Nachrichtenmagazin Focus. Der islamistische Terror sei auch vom Zentralrat der Muslime in Deutschland "eindeutig verurteilt worden", betonte er. "Es ist schäbig, den Anschlag nun innenpolitisch instrumentalisieren zu wollen", sagte der CDU-Politiker, ohne Alexander Gauland ausdrücklich zu nennen. Vielmehr gelte es, "dass Europa und die Welt nun im Kampf gegen Terror zusammenstehen muss."
Bundesinnenminister warnt vor pauschalen Verurteilungen
Andere deutsche Politiker warnen dagegen vor einer pauschalen Verurteilung des Islams. "Der extremistische Islamismus, der islamistische Terrorismus ist etwas ganz anderes als der Islam", sagte etwa Bundesinnenminister Thomas de Maiziere "Und diese Differenzierung ist gerade an einem Tag wie heute dringend geboten", so der Minister.
"Niemand sollte den Terroranschlag instrumentalisieren, um neuen Hass zu säen", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. Auch islamische Verbände verurteilten den Anschlag, bei dem drei mutmaßliche Islamisten mindestens zwölf Personen getötet haben.