Tengelmann:Verkalkuliert

Supermarkt-Besitzer Haub hat die falsche Strategie gewählt.

Von Michael Kläsgen

Mit etwas mehr Geschick hätte Karl-Erivan Haub die Supermärkte von Kaiser's Tengelmann längst verkauft. Und zwar ohne dass dabei viele Mitarbeiter ihre Stellen verloren hätten. Es gab und gibt viele Interessenten vor allem für die attraktiven Standorte. Besitzer Haub versteifte sich aber aus unverständlichen Gründen darauf, alle seine Supermärkte ohne Ausnahme an die Firma Edeka zu verkaufen. Er tat das derart verbissen, dass er die Gelegenheit verpasste, die Märkte in mehreren Paketen an verschiedene Interessenten zu veräußern. Das wäre die beste Lösung für ihn und für die Mitarbeiter gewesen.

Inzwischen sind manche der Filialen vor allem in der Region Nordrhein so heruntergewirtschaftet, dass sie nur noch schwer einen Käufer finden dürften. Seit Jahren hat Haub kaum mehr Geld in die Märkte investiert und kein Konzept für sie entwickelt, sondern sie eines stillen Todes sterben lassen. Um sie zu verkaufen, war das aber genau die falsche Strategie.

Jetzt bleibt ihm nur zu hoffen, dass Rewe und die anderen Kläger vor Gericht ihre Beschwerde gegen den Verkauf an Edeka zurückziehen. Dafür müsste er sie aber entschädigen. Sie wollen etwas vom Kuchen abhaben, sprich: möglichst attraktive Filialen seiner Supermarktkette. Am liebsten mitten in München oder Berlin. Also genau jene Märkte, die er vor Kurzen noch lukrativ hätte verkaufen können. Haub hat sich verkalkuliert.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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