Tengelmann:Ein hoher Preis

Dieser Deal zementiert die Macht der großen Märkte.

Von Michael Kläsgen

Zwar ist die Einigung bei Kaiser's Tengelmann ein großer Fortschritt für den Eigentümer Karl-Erivan Haub und vordergründig auch für die Beschäftigten, aber noch ist man nicht am Ziel. Noch sind die Arbeitsplätze nicht gerettet. Wie sich die Parteien in nur zehn Tagen darauf verständigen wollen, die Bedingungen der Ministererlaubnis einzuhalten, ist ein Rätsel. Sobald Pakete von Filialen an andere Wettbewerber verschoben werden und nicht an Edeka gehen, wäre sofort das Kartellamt am Zuge. Die Frist wäre nicht zu halten.

Es kann daher im Grund nur um eine Kompensation für die Kläger in Form vonGeld gehen. Haub und Edeka würden Rewe, Norma und Markant die Klagen im Wortsinn abkaufen. Das ist zwar offenbar zulässig, aber ein zu hoher Preis für den Erhalt der Arbeitsplätze. Denn solche Deals zementieren die Machtverhältnisse im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Edeka, Aldi, Lidl und Rewe beherrschen 85 Prozent des Marktes.

In diesem Markt haben mittelständische Händler keine Chance; Markenhersteller werden abhängig und Lieferanten erpressbar; Milchbauern sind in ihrer Existenz bedroht. In so einem Markt können auch keine angemessenen Löhne und Gehälter gezahlt werden. Den Beschäftigten wäre mit mehr Vielfalt, mehr Mittelständlern, mehr ausländischen Händlern und mit einer Beschneidung der Marktmacht der Großen besser gedient.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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