Tempolimit:Unvermeidlich

Der ADAC schert aus der Fraktion der Betonköpfe aus. Ob nun auch Verkehrsminister Scheuer dazulernt?

Von Peter Fahrenholz

Gelegentlich dauern Lernprozesse so lang, dass es als kleine Sensation wahrgenommen wird, wenn sich endlich etwas bewegt. Auch wenn es nur eine ganz vorsichtige Bewegung ist. So ist das jetzt beim ADAC, der nun plötzlich nicht mehr ganz so strikt gegen ein Tempolimit auf Autobahnen ist. Ob das echte Einsicht oder eine zähneknirschende Kurskorrektur unter dem Druck der Diskussionen um den Klimawandel ist, spielt erst einmal keine Rolle.

Entscheidend ist, dass ein neuer politischer Spielraum entsteht, wenn sich eine Organisation mit vielen Millionen Mitgliedern wie der ADAC zumindest in einem ersten Schritt vom Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" entfernt, der schon immer eine der dümmsten Parolen war. Denn Freiheit hat nichts mit einem Recht auf unlimitiertes Rasen zu tun. Auch die Betonköpfe in Politik und Automobilindustrie sollten ins Grübeln geraten, wenn ihnen nun ein wichtiger Bundesgenosse abhandenkommt.

Leider gehört Verkehrsminister Andreas Scheuer zu diesen Betonköpfen. Wäre er klüger, als er nun mal ist, würde er erkennen, dass es Zeit ist, den Widerstand aufzugeben. Denn ein Tempolimit ist nicht nur sachlich geboten, weswegen es überall in Europa längst eingeführt ist. Es ist auch politisch unvermeidlich. Im Oktober sind die Grünen im Bundestag mit ihrem Tempolimit-Antrag noch gescheitert. Beim nächsten Mal werden sie vermutlich Teil einer Regierung sein, in welcher Konstellation auch immer. Und dann wird ein Tempolimit im Koalitionsvertrag stehen.

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