Frankreich:Telegram-Gründer bei Paris festgenommen

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In Paris fordert ein Demonstrant die Freilassung von Pawel Durow. (Foto: Yulia Morozova/REUTERS)

Pawel Durow wird nach Medienberichten vorgeworfen, er sei mitschuldig an Drogenhandel, Betrug und Kindesmissbrauch – da sein Messengerdienst zu wenig dagegen vorgehe und schlecht mit den Behörden zusammenarbeite.

Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, ist in Frankreich festgenommen worden. Der dort gesuchte Russe wurde am Samstagabend nach seiner Ankunft aus Aserbaidschan am Flughafen Le Bourget in Polizeigewahrsam genommen, wie französische Medien berichteten. Le Bourget liegt nordöstlich von Paris. Die russische Botschaft in Frankreich habe sich des Falls bereits angenommen, hieß es in einer von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zitierten Stellungnahme des Außenministeriums in Moskau.

Durow wurde in Frankreich gesucht, da die Behörden Vorermittlungen gegen ihn eingeleitet hätten wegen des Verdachts, er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und durch unzureichende Kooperation mit den Ordnungskräften des Drogenhandels, Betrugs und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Die Polizei sehe darin einen Umstand, der kriminelle Aktivitäten auf dem Nachrichtendienst ungestört ermögliche. Laut TF1 könnte schnell ein Ermittlungsverfahren gegen Durow begonnen werden.

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Mit Blick auf die Informationen zu Durows Festnahme habe die russische Botschaft in Paris sofort Schritte unternommen, die in einer solchen Situation notwendig seien, hieß es in der von Tass verbreiteten Stellungnahme des Außenministeriums. Man sei bemüht, die Situation zu klären, „obwohl die Vertreter des Geschäftsmanns keinen Antrag gestellt haben“. Der Vertreter Russlands bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, warf Frankreich vor, sich wie eine Diktatur zu verhalten. „Einige naive Personen, die eine Rolle im internationalen Kommunikationsbereich spielen, verstehen nicht, dass es für sie nicht sicher ist, in Länder zu reisen, die sich in Richtung totalitäre Gesellschaft bewegen“, schrieb Uljanow im sozialen Netzwerk X. Weitere russische Politiker schlossen sich dieser Kritik an. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, fragte auf Telegram, ob Nichtregierungsorganisationen die Freilassung von Pawel Durow fordern würden: „Werden sie sich an Paris wenden oder werden sie schweigen?“

Pawel Durow, der Gründer des Messengerdienstes Telegram, bei einer Veranstaltung in San Francisco im Jahr 2015. (Foto: STEVE JENNINGS/AFP)

Durow hatte Telegram mit seinem Bruder Nikolai gegründet, nachdem beide bereits das Netzwerk Vk.com ins Leben gerufen hatten, eine Art russisches Facebook. Telegram ist in Russland eines der wichtigsten Online-Netzwerke, das auch von vielen Behörden und Politikern zur Kommunikation genutzt wird. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird der Dienst von beiden Seiten für Mitteilungen genutzt.

Durows Verhältnis zur russischen Obrigkeit gilt als schwierig. Der Verkauf von Vk.com erfolgte unter Druck. Zuvor hatte er sich geweigert, Daten der Teilnehmer der Protestbewegung in der Ukraine gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch an den russischen Geheimdienst weiterzugeben. Er selbst floh kurz darauf aus Russland. Die Durow-Brüder versprechen, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer von Telegram zu schützen. Den Telegram-Machern wird vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und Gewaltaufrufe vorzugehen. Bei islamistischer Terrorpropaganda soll es westlichen und russischen Behörden gelungen sein, Telegram zu Löschaktionen zu bewegen.

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