Iran:Behörden schließen deutsches Sprachinstitut in Teheran

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Eine Frau liest den Schließungshinweis der iranischen Polizei am Tor des Deutschen Sprachinstituts in Teheran. (Foto: Vahid Salemi/dpa)

Vor wenigen Wochen hat Bundesinnenministerin Faeser das Islamische Zentrum Hamburg als „bedeutendes Propagandazentrum Irans“ verboten. Nun folgt offenbar die Retourkutsche.

Irans Behörden haben das Deutsche Sprachinstitut (DSIT) in der Hauptstadt Teheran schließen lassen. Sicherheitskräfte versiegelten das Gebäude im Norden der Millionenmetropole, wie Augenzeugen berichteten. In sozialen Medien wurden Bilder geteilt, die ein großes Polizeiaufgebot vor der Sprachschule zeigten. Die Behörden begründeten den Schritt mit Verstößen gegen iranische Gesetze, wie das Justizportal Misan berichtete. Zwei Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland seien wegen „illegaler Aktivitäten und Finanzbetrugs“ geschlossen worden, hieß es. Welche die zweite Einrichtung ist, ist unklar.

Das Auswärtige Amt will wegen der Schließung den iranischen Botschafter in Berlin einbestellen. Ein Sprecher erklärte: „Wir verurteilen das Vorgehen der iranischen Sicherheitsbehörden gegen das Deutsche Sprachinstitut Teheran.“ Es sei „durch nichts zu rechtfertigen“. Das Institut sei ein „beliebter und anerkannter Ort der Begegnung“, in dem sich Menschen mit „viel persönlichem Einsatz unter schwierigen Bedingungen“ für den Spracherwerb einsetzen. „Wir fordern die neue iranische Regierung auf, die Aufnahme des Lehrbetriebs sofort wieder zuzulassen.“

Eine Reaktion auf ein Verbot in Deutschland?

Das Deutsche Sprachinstitut Teheran sei im Jahr 1995 von der deutschen Botschaft in Iran gegründet worden, heißt es auf der Website des DSIT. Es beschäftigt nach Angaben des Auswärtigen Amts 85 Lehrkräfte.

Das Webportal Nurnews, das dem iranischen Sicherheitsrat nahesteht, deutete das Vorgehen der Behörden in Teheran als Reaktion auf die Schließung des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte das IZH vor wenigen Wochen als „bedeutendes Propagandazentrum Irans in Europa“ verboten. Bundesweit beschlagnahmte die Polizei Vermögen und Einrichtungen des Zentrums und fünf ihm zugeordneter Teilorganisationen. Iran bestellte aus Protest den deutschen Botschafter ein.

© SZ/dpa/Reuters/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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