Teddybären-Affäre:Aufruf der Kuscheltiere

800 kleine Bären sorgen für immensen Ärger: Nachdem Menschenrechts-Aktivisten die Teddys über Weißrussland abgeworfen haben, lässt Präsident Lukaschenko Journalisten einsperren und weist schwedische Diplomaten aus.

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Teddybären-Aktion

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Der Stein des Anstoßes: kleine Teddybären an Fallschirmen. "We support the Belarusian (Belorussian; Anm. d. Red.) struggle for free speech", steht auf den Transparenten, die sie halten. Auf deutsch: "Wir unterstützen den weißrussischen Kampf für die Redefreiheit". Aus der Aufsehen erregenden Aktion schwedischer Menschenrechtler ist längst eine Affäre internationalen Ausmaßes geworden, die für diplomatische Verwerfungen sorgt.

Tomas Mazetti, Hannah Frey

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Die schwedischen Aktivisten Tomas Mazetti und Hannah Frey warfen Anfang Juli Hunderte der Kuscheltiere über Weißrussland ab, um auf die Menschenrechtslage dort aufmerksam zu machen. Sie waren mit einem Leichtflugzeug in den Luftraum des Landes eingedrungen.

Weißrussland unter dem seit 1994 autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko gilt als letzte Diktatur Europas. In der ehemaligen Sowjetrepublik steht am 23. September die Parlamentswahl an. Die Opposition will die Wahl boykottieren, da sie systematisch behindert wird.

Belarus sacks air force chief after teddy bear bombing

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In Reaktion auf die Protestaktion entließ Lukaschenko (im Bild) den Chef der Luftwaffe und den obersten Grenzhüter seines Landes. Wie das Präsidentenbüro in Minsk mitteilte, wurden Luftwaffengeneral Dmitrij Pachmelkin und General Igor Raschkowski wegen Pflichtvernachlässigung ihrer Posten enthoben. Fünf weitere ranghohe Vertreter der weißrussischen Führung wurden verwarnt, unter ihnen Verteidigungsminister Juri Schadobin.

president sacks air force chief

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Einer der freiheitskämpfenden Bären hat es bis Minsk geschafft und ist dort diesem Foto der hinter der Aktion stehenden schwedischen PR-Agentur zufolge in einem Baum gelandet.

Aufnahmen wie diese sind Journalisten bereits zum Verhängnis geworden: Reporterinnen wurden nach Medienberichten festgenommen, als sie Fotos von denTeddys machten. Sie müssen sich demnach am heutigen Donnerstag vor Gericht verantworten. Die Frauen handelten aus Solidarität mit einem weiteren, bereits inhaftierten Fotografen, der Bilder der Protestaktion verbreitet hatte.

Belarus orders Swedish diplomats to leave amid teddy bear row

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Auf Anordnung der Regierung muss Schweden nun seine Botschaft in Minsk zum Monatsende schließen. "Das ist eine kräftige Eskalation durch Präsident Lukaschenko, den offenbar der schwedische Einsatz für Demokratie irritiert", sagte der schwedische Außenminister Carl Bildt im Radiosender SR. "Ich sehe, dass Lukaschenko als der Rowdy auftritt, der er ja auch auf diplomatischer Bühne ist."

Vergangene Woche hatte Minsk bereits den schwedischen Botschafter ausgewiesen. Im Gegenzug verweigerte Stockholm dem neuen weißrussischen Botschafter die Einreise und wies zwei Diplomaten aus. Schweden setzt sich wie auch die EU für die Einhaltung von Menschenrechten in Weißrussland ein. Ob die Schließung der Botschaft in unmittelbarem Zusammenhang mit der Teddybären-Aktion steht, blieb jedoch unklar. Weißrussland hat in der Vergangenheit bereits wiederholt westliche Diplomaten ausgewiesen.

president sacks air force chief

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Etwa 800 kleine Bären segelten an ihren Fallschirmen vor einigen Wochen auf weißrussischen Boden - damit drückten die schwedischen Aktivisten auch ihre Solidarität mit der weißrussischen Opposition aus. Auch sie nutzt immer wieder Plüschtiere, weil echten Demonstranten oft brutale Polizeigewalt und Strafprozesse drohen. An den Spielzeugen befestigen sie wie die schwedischen Unterstützer Aufrufe für Presse- und Meinungsfreiheit.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sebi/beitz
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