Antonio Tajani, Europäische Volkspartei (EVP, 217 Abgeordnete): Der 63 Jahre alte Jurist aus Rom gehört der konservativen Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi an und war einst dessen Pressesprecher. Tajani sitzt seit 1994 im Europaparlament und ist seit 2014 einer der 14 Vizepräsidenten. Zwischendurch war er zweimal EU-Kommissar. Aus dieser Zeit hängt ihm nach, dass er zu nachsichtig mit der Autoindustrie und deren Erfüllung von Abgasstandards war. Für die Grünen ist er deshalb "unwählbar".
Gianni Pittella, Sozialdemokraten (S&D, 189 Abgeordnete): Der 58-jährige Mediziner stammt ebenfalls aus Italien, und auch er ist ein altbekanntes Gesicht der EU-Politik. Von 1999 bis 2014 war er Vizepräsident des Europaparlaments, danach Fraktionschef der Sozialdemokraten. In der Funktion stand er im Schatten des sozialdemokratischen Parlamentschefs Schulz, der auf enge Zusammenarbeit mit der EVP setzte. Diese informelle große Koalition hat Pittella für beendet erklärt. Die EVP wirft ihm vor, mit seiner Kandidatur die Vereinbarung von 2014 gebrochen zu haben, derzufolge das Amt des EU-Parlamentspräsidenten nach zweieinhalb Jahren - also jetzt - an die EVP gehen soll. Pittella argumentiert dagegen, dass dann alle drei EU-Institutionen von den Konservativen geführt würden.
Helga Stevens, Konservative (EKR, 74 Abgeordnete): Die 48-jährige Belgierin sitzt erst seit 2014 für die flämische Partei N-VA im Europaparlament, wurde dann aber gleich Vizechefin ihrer Konservativen und im Oktober 2016 Präsidentschaftskandidatin. Als solche tritt die an der US-Universität Berkeley ausgebildete Juristin selbstbewusst auf: "Die EU wurde bisher von einem Old-Boys-Network geführt, wir brauchen einen neuen Plan." Stevens verständigt sich in Gebärdensprache, sie ist von Geburt an taub.
Guy Verhofstadt, Liberale (Alde, 68 Abgeordnete): Auch Verhofstadt ist Belgier und war von 1999 bis 2008 Ministerpräsident des EU-Gründungsstaats. Ein Jahr später kam er ins Europaparlament. Dort gilt der heute 63-Jährige als eine Art Supereuropäer, denn schon 2006 forderte er in einem Buch die "Vereinigten Staaten von Europa". Vor der Wahl 2014 war er Spitzenkandidat der Liberalen für das Amt des Kommissionspräsidenten. Stattdessen wurde er Fraktionschef. 2016 berief ihn das EU-Parlament zum Brexit-Beauftragten. Dass er aber zuletzt eine Aufnahme der EU-Abgeordneten der Euro-feindlichen Fünf-Sterne-Bewegung aus Italien erwogen hat, kostete ihm Sympathien und Unterstützer. Er zog daraufhin kurz vor der Abstimmung seine Kandidatur zurück.
Eleonora Forenza, Linke (GUE/NGL, 52 Abgeordnete): Die 40-jährige Literaturwissenschaftlerin aus dem italienischen Bari zog 2014 ins Europaparlament ein. Forenza betont ihren feministischen Ansatz, ihr klares Ziel ist außerdem eine Überwindung der Sparpolitik in Europa. Die fünfjährige Präsidentschaft des Deutschen Schulz, den sie als autoritär und dominant beschrieb, will sie abhaken: "Schulz' Erbe ist ein schreckliches Erbe", sagte die Italienerin vor wenigen Tagen. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse werden ihr aber kaum Chancen auf das Amt an der Spitze eingeräumt.
Gene Lambert (zweite von links), Grüne (Grüne/EFA, 51 Abgeordnete): Die Grünen haben nach eigenem Bekunden eine eigene Kandidatin aufgestellt, weil sie von den anderen Bewerbern nicht überzeugt sind. Dass es sich dabei um eine Britin handelt, deren Land vor dem Abschied aus der EU steht, hat allerdings in anderen Fraktionen für Kopfschütteln gesorgt. Die 66-jährige ehemalige Lehrerin aus London vertritt die britischen Grünen seit 1999 im Europaparlament. Angesichts des Brexit erklärte sie trocken zu ihrer Kandidatur, Karriere machen wolle sie nicht.
Laurentiu Rebega (ganz rechts im Bild), Rechte (ENF, 40 Abgeordnete): Der rumänische Abgeordnete kam 2014 ins Parlament und gehörte ursprünglich der sozialdemokratischen Fraktion an, wechselte aber 2015 zur Gruppe der Rechten um Front-National-Chefin Marine Le Pen. Von dieser distanziert sich der 40-jährige Tierarzt und Agrarexperte in einigen Punkten vage: "Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind." Über sein politisches Programm sagt er: "Ich will die EU nicht abschaffen, aber wir brauchen eine starke nationale Identität."