Taiwan, die oft vergessene Insel, einer der großen potenziellen Krisenherde der Zukunft, ist zurück im Scheinwerferlicht in Washington und Peking. Für Pekings Führer ist das Schicksal Taiwans ohnehin "Kerninteresse", ein nationaler Fetisch - wichtiger als fast jedes andere Thema. Die "Republik China auf Taiwan" ist seit dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs 1949 de facto ein unabhängiger Staat, wird auf Druck Pekings international aber kaum anerkannt. Die zunehmenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China über den Handel, das Südchinesische Meer und Waffenverkäufe haben Taiwan auch wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit in Washington gerückt. Der amerikanische Präsident Donald Trump und seine Leute sehen in Taiwan eine ihrer Trumpfkarten, Pekings Zorn darüber ist groß. Chinas Druck auf Taiwan wächst. Der 63 Jahre alte Joseph Wu begann seine Karriere einst als Akademiker, seit Februar 2018 ist er Außenminister in der Regierung von Präsidentin Tsai Ing-wen. Wu und Tsai sind Mitglieder der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), die wegen ihrer Wurzeln in der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung von Peking traditionell mit Misstrauen betrachtet wird.
Joseph Wu im Interview:"Taiwan steht an der Front"
Der Außenminister erklärt, warum China den de facto unabhängigen Inselstaat am liebsten von der Landkarte tilgen würde - und sich zugleich so sehr vor ihm fürchtet.
Interview von Kai Strittmatter
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