Während in Washington D.C. die Nato ihr 75-jähriges Bestehen feiert, hält China, einer der größten Rivalen des Bündnisses, eine große Militärübung vor der Inselrepublik Taiwan ab. Das ist per se nichts Ungewöhnliches, Peking schickt zurzeit beinahe täglich Jets zu Übungen in die Meerenge zwischen China und Taiwan. In den vergangenen 24 Stunden zählte das taiwanische Verteidigungsministerium allerdings 66 Militärflugzeuge – ein Rekordwert in diesem Jahr, wie die Behörde mitteilte.
56 davon hätten die inoffizielle Mittellinie in der Meerenge zwischen China und Taiwan (Taiwanstraße) überflogen. Die Kampfflieger seien von Norden, Südwesten und Südosten in Taiwans Luftverteidigungszone – nicht zu verwechseln mit dem Luftraum – eingedrungen. Zudem stellte Taiwan sieben Marineschiffe der Volksbefreiungsarmee um die Inselrepublik fest.
Pekings Drohung einer erzwungenen Wiedervereinigung steht
Dringen chinesische Kampfjets in Taiwans Luftverteidigungszone ein, müssen die Streitkräfte reagieren, etwa indem eigene Militärflugzeuge aufsteigen. Einen Tag zuvor hatte das Verteidigungsministerium eine erhöhte Zahl chinesischer Militärmaschinen über der Mittellinie in der Taiwanstraße gemeldet. Diese seien in Richtung Westpazifik geflogen und hätten den chinesischen Flugzeugträger Shandong bei einer Übung begleitet.
Der bisherige Höchstwert von Ende Mai lag bei 62 Kampffliegern, die kurz nach der Amtseinführung von Präsident Lai Ching-te um Taiwan eine Übung abhielten.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Republik und sieht die Insel als Teil des chinesischen Staates an. Taiwan wird jedoch seit Jahrzehnten von einer demokratisch gewählten Regierung geführt. Präsident Lai und dessen Demokratische Fortschrittspartei, die für eine Unabhängigkeit Taiwans steht, sieht Peking als Separatisten. Mehrfach drohte die Volksrepublik, die „Wiedervereinigung“ auch mit militärischen Mitteln zu erzwingen.