Irak:USA starten Vergeltungsschlag nach Angriff auf Militärstützpunkt

Irak: Von diesem Truck aus sollen die Raketen abgefeuert worden sein, die nun den Vergeltungsschlag der Anti-IS-Koalition auslösten.

Von diesem Truck aus sollen die Raketen abgefeuert worden sein, die nun den Vergeltungsschlag der Anti-IS-Koalition auslösten.

(Foto: Media Security Cell via AP)
  • Die USA haben nach einem Angriff auf einen Militärstützpunkt im Irak Luftangriffe auf die mutmaßlich dafür verantwortliche schiitische Miliz geflogen.
  • Fünf irakische Sicherheitskräfte und ein Zivilist kamen ums Leben.
  • Dabei wurden sie von Großbritannien unterstützt.
  • Bei dem vorherigen Angriff auf einen Stützpunkt der Anti-IS-Koalition waren drei Menschen getötet worden.

Bei einem US-Luftangriff auf eine proiranische Miliz im Irak sind nach offiziellen Angaben mindestens fünf irakische Sicherheitskräfte und ein Zivilist getötet worden. Dabei handele es sich um drei Soldaten, zwei Polizisten und den Mitarbeiter des Flughafens in der südirakischen Stadt Karbala, teilte die Führung der irakischen Sicherheitskräfte am Freitag über Twitter mit. Zwölf Menschen wurden demnach verletzt, darunter ein Zivilist.

Der Luftschlag war die militärische Antwort auf einen Raketenangriff gegen eine Basis der US-geführten Anti-IS-Koalition im Irak, bei dem drei Soldaten ums Leben gekommen war. Das Pentagon teilte mit, Ziel des "defensiven Präzisionsschlags" am Donnerstagabend seien fünf Waffenlager der proiranischen Miliz Kataib Hisbollah gewesen. Der New York Times zufolge soll auch das britische Militär in die Aktion involviert gewesen sein.

Die Miliz Kataib Hisbollah wird für den Raketenangriff auf den Stützpunkt Tadschi nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad verantwortlich gemacht. Dabei waren am Mittwoch zwei amerikanische Soldaten und eine britische Soldatin getötet worden. Mindestens zwölf Soldaten wurden verletzt, wie das von den USA angeführte Bündnis gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mitteilte. Schon kurz danach hatten Koalitionstruppen offenbar einen ersten Vergeltungsangriff verübt. Bei einem Luftangriff an der irakisch-syrischen Grenze wurden 26 Kämpfer der Milizen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Sie machte Jets der Anti-IS-Koalition für die Bombardierung des Gebiets um den Grenzort Abu Kamal verantwortlich.

Kataib Hisbollah hatte den Angriff auf Tadschi gelobt. Die Zeit für die Wiederaufnahme von Dschihad-Operationen sei passend, um die "Schurken und Aggressoren" aus dem Land zu jagen, hieß es in einer Erklärung. Die schiitische Miliz zählt zu den stärksten im Irak und fordert den Abzug der US-Truppen aus dem Land.

In Tadschi sind aktuell auch etwa 50 deutsche Soldaten stationiert. Es habe unter ihnen keine Verletzten gegeben, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos. Die Ausbildung ruht bereits seit einigen Tagen, weil sich auch im Irak das Coronavirus ausbreitet. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts verurteilte die wiederholten Raketenangriffe. "Unser Mitgefühl gilt unseren amerikanischen und britischen Partnern und den Angehörigen der Opfer."

"Alle Optionen liegen auf dem Tisch"

US-Verteidigungsminister Mark Esper teilte auf Twitter mit, die USA würden von Iran unterstützte Angriffe gegen Amerikaner und ihre Alliierten nicht tolerieren. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch, während wir mit unseren Partnern daran arbeiten, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen." Irakische Medien meldeten am Donnerstag, Stützpunkte schiitischer Milizen seien unter anderem in den Provinzen Karbala, Basra, Babil und Saladin bombardiert worden.

Die Schiitenmilizen besitzen im Irak großen Einfluss. Sie stehen zwar offiziell unter dem Kommando des amtierenden Regierungschefs und Oberbefehlshabers Adel Abdel Mahdi, agieren aber weitgehend unabhängig. Die eng mit Iran verbundenen Gruppen hatten den USA nach der Tötung des iranischen Generals Qassim Soleimani und des irakischen Milizenanführers Abu Mahdi al-Muhandis bei einem US-Angriff im Januar mit Vergeltung gedroht. Sie waren schon früher für Angriffe auf Koalitionstruppen verantwortlich gemacht worden.

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