Süddeutsche Zeitung

Tabakwerbung:Verbieten hilft nicht

Bundesernährungsminister Schmidt will Werbung für Zigaretten komplett verbieten. Das wird nichts bringen.

Von Guido Bohsem

Hersteller von Tabak und Zigaretten brauchen eigentlich gar keine Werbung. Ihr Produkt macht süchtig, wie kaum ein anderes Konsummittel. Und es ist, im Vergleich zu anderen Suchtmitteln, recht schwer, das Rauchen wieder sein zu lassen. Manch einer kommt sein ganzes Leben lang nicht davon weg, obwohl er oder sie es immer wieder versucht.

Für die gute Sache, also gegen das Rauchen, hat Agrarminister Christian Schmidt (CSU) nun vorgeschlagen, die Werbung für Tabakprodukte zu verbieten - also das, was davon noch übrig ist. Es geht um Plakate, um abendliche Werbung im Kino und um Werbung in Kiosken oder Rauchwaren-Geschäften. Es ist eine Werbung, die also weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Denn alles andere ist ohnehin schon verboten: Rundfunkwerbung, Werbung in Zeitschriften und Magazinen, Werbung im Radio oder auf Internetseiten.

Nach Schmidts Vorstellungen soll der Staat nun die Werbung für ein Produkt vollständig verbieten, das er selbst als legal einstuft und für dessen Konsum er in diesem Jahr mehr als 14 Milliarden Euro Steuern kassiert. Das versteht kein Mensch. Auch in der Sache trägt Schmidts Vorschlag nichts dazu bei, die Zahl der Raucher auch nur geringfügig zu senken. Da hilft nur beharrliche Aufklärung, geduldiges Informieren und das Aufzeigen von Wegen aus der Sucht.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2015
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