SZ-Serie: Der Weg nach Berlin:Hundert Prozent

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Zwickau, Görlitz, Bautzen - Petra Zais ist jetzt schon im Wahlkampf. Sie reist durch Sachsen, um die Grünen von sich zu überzeugen. Vor vier Jahren ist sie damit gescheitert.

Von Christoph Hickmann

Politiker "sind doch alle gleich", lautet das Pauschalurteil vieler Deutscher. Sind sie nicht. Die Süddeutsche Zeitung begleitet bis zur Bundestagswahl 2013 sieben Menschen aus sieben Parteien auf ihrem Weg in die Politik - Fehler, Rückschläge und Niederlagen inklusive.

Petra Zais hat neulich im Zug festgesessen, spät am Abend war das, sie wollte nach Hause, der Zug hielt auf offener Strecke. Von Zwickau wollte sie zurück nach Chemnitz, es war wie so ziemlich in jedem Jahr: Der Winter war gekommen, mit Macht und etwas Schnee, bei der Bahn lief nicht mehr viel zusammen, so erzählt es Zais . "Ach", sagt sie, "es war chaotisch."

Es ging dann doch weiter, irgendwann spät kam sie in Chemnitz an, so ist das eben, wenn man im Winter unterwegs ist im Land. Im nächsten Jahr fällt der Wahlkampf ja zum Glück in den Sommer und Spätsommer, aber für Petra Zais ist eben auch jetzt schon Wahlkampf, zumindest ein bisschen, deshalb muss sie jetzt viel unterwegs sein, vor allem demnächst im Januar. Zais versucht gerade, die Grünen von sich und ihrer Kandidatur zu überzeugen.

In Zwickau war sie bei der Mitgliederversammlung des Kreisverbands, sie wollte von den Grünen dort ein sogenanntes Votum, also die Aussage, dass die Zwickauer Grünen ihre Kandidatur für Platz drei der Landesliste unterstützen. Um die 20 bis 25 Leute seien da gewesen, erzählt Zais , es habe ein Thema gegeben, Klimaschutz, man habe diskutiert. "Die Mitglieder konnten sich dort noch mal ein Bild von mir machen", sagt sie, am Ende habe man abgestimmt. Ergebnis: einstimmig, 100 Prozent für Zais . "Das ist mir schon irgendwo ein bisschen nahegegangen."

"Die nächste Etappe"

Die Sache mit den Voten läuft so: Beim Landesparteitag, der voraussichtlich Anfang März die Landesliste der sächsischen Grünen aufstellen wird, kann sich jeder frei auf die Plätze bewerben - mal abgesehen davon, dass Männer nicht für die Frauenplätze kandidieren dürfen. Man braucht dafür kein Votum, aber es ist ganz nützlich, wenn man eines oder gar mehrere vorweisen und damit belegen kann: Die Grünen in Zwickau oder sonstwo haben mich schon mal für gut befunden.

Petra Zais nennt das Votum aus Zwickau "die nächste Etappe" auf dem Weg zum Landesparteitag. "Zum ersten Mal" habe sie "auch außerhalb des Stadtverbands Zustimmung bekommen", denn von ihren Grünen in der Heimatstadt hatte sie längst ein Votum. Nach Bautzen und Görlitz möchte sie auch noch, aber nicht, um dort auch über sich abstimmen zu lassen. Vorstellen will sie sich dort, die Zeit nutzen bis zur Listenaufstellung, möglichst viele sollen im März etwas mit ihrem Namen anfangen können - und am besten noch etwas Positives damit verbinden. Am 11. Januar ist außerdem in Chemnitz Stadtparteitag, Zais soll dort als Bewerberin für das Direktmandat nominiert werden. Noch so eine Etappe, keine ganz unwichtige.

Vor vier Jahren war sie schon mal durch das Land unterwegs, damals wollte sie auf Platz eins der Landesliste, doch alles Werben nützte am Ende nichts. Es wurde Platz drei, der nicht für den Bundestag reichte, diesmal aber angesichts der Umfragewerte ziemlich aussichtsreich ist. Deshalb nun also wieder die Tour durch die Partei, der Wahlkampf im Kleinen. Petra Zais sagt: "Jetzt hätte ich gern auch noch in Mittelsachsen ein Votum, das wäre das Sahnehäubchen." Im Januar möchte sie sich dort vorstellen und dann abstimmen lassen. Wieder mal.

© SZ vom 21.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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