SZ-Liveblog nach NRW-Wahl:Merkel gesteht "schmerzhafte Niederlage" ein

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Die Wahl in NRW war vorbei - nun erreichten deren Folgen die Hauptstadt: In Berlin berieten die Parteigremien, Wahlsieger und Wahlverlierer traten vor die Presse: Kanzlerin Merkel nahm ihren Minister Röttgen in Schutz, nannte als Ursache für die Schlappe die SPD-Kandidatin Kraft. Diese ließ sich von ihrer Partei kräftig feiern.

Thorsten Denkler, Berlin, und Oliver Das Gupta

"Kleine Bundestagswahl" lautet der andere Name für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Am gestrigen Sonntag endete der Urnengang an Rhein und Ruhr mit klaren Ergebnissen, die am heutigen Montag in der Bundeshauptstadt Berlin ihre weitere Wirkung entfalteten:

[] In der SPD wächst die Macht von Hannelore Kraft. Die Ministerpräsidentin von NRW hat ihre zweite Wahl gewonnen - die drei potentiellen SPD-Kanzlerkandidaten Gabriel, Steinbrück und Steinmeier keine einzige. Kraft sieht ihren Platz aber nach wie vor in Düsseldorf, weshalb sie mancher Ober-Genosse in Berlin sie heute wohl noch enthusiastischer feierte.

[] Die CDU hadert mit ihrer drastischen Wahlniederlage im bevölkerungsreichsten Bundesland - und das ein Jahr vor der Bundestagswahl. Spitzenkandidat Norbert Röttgen hat bereits seinen Rückzug vom Landesvorsitz angekündigt. Kanzlerin Angela Merkel steht ihm bei, doch vielen in der Union reicht das nicht: Seine Ministereignung wird auch von manchen in der Union indirekt in Frage gestellt.

[] Die FDP kann nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein einen zweiten Erfolg verbuchen, doch für den umstrittenen Parteichef Philipp Rösler dürfte das gute Abschneiden in NRW auch zusätzlichen Druck bedeuten: Die Wahl wurde von seinem ehemaligen Generalsekretär und gefühlten Rivalen Christian Lindner gewonnen. Beim gemeinsamen Auftritt geben sie sich als Mannschaftsspieler.

[] Die Grünen werden in NRW weiterregieren, nur so richtig gewonnen haben sie diese Wahl nicht: Ihr Wert sank sogar im Vergleich zu dem von der Wahl 2010, die SPD hingegen legte ordentlich zu. Und die Konkurrenz der Piraten sitzt künftig in beachtlicher Stärke im Düsseldorfer Landtag. Die Grünen empfinden die Wahl trotzdem als gewonnen - und fordern wieder drei Ministerien.

[] Die Linke erleidet ihr zweites Debakel innerhalb von einer Woche: Sowohl in Kiel als auch in Düsseldorf flogen die Sozialisten aus dem Landtag. Nun drängt Ex-Parteichef Oskar Lafontaine zurück auf die Berliner Bühne - doch starke Kräfte in der Linken wollen den Saarländer nicht wieder als Vorsitzenden: ein Machtkampf ist im Gange.

Es berichteten aus Berlin Thorsten Denkler (bei Twitter erreichbar unter @thodenk) und Oliver Das Gupta (@oliverdasgupta).

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