SZ-Promi-Fragebogen:Wie war's in der Schule, Herr Habeck?

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Lehrer, Noten, Lust und Frust - was zehn Prominente über ihre Schulzeit sagen: Luisa Neubauer, Otto Waalkes, Robert Habeck, Mai Thi Nguyen-Kim, Smudo, Lisa Eckhart, Karl Lauterbach, Sahra Wagenknecht, Boris Palmer und Uschi Glas.

Saßen sie in der ersten Reihe oder in der letzten? Waren sie Anführer oder stille Mitläufer? Haben sie Verbotenes in der Pause gemacht - und was war ihr größer Moment? Zehn Prominente erzählen im SZ-Fragebogen über jene Jahre, die sie geprägt haben: über Glück und Unglück während der Schulzeit, über nette und weniger nette Mitschüler, über geliebte und gehasste Lehrer - und es geht auch um Geheimklubs, Zockerrunden und eine Rodeo-Bullen-Maschine beim Abistreich.

Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen-Kim, 1987 geboren, ging im baden-württembergischen Hemsbach zur Schule. Sie studierte Chemie in Mainz, forschte an der Harvard University und wurde an der Universität Potsdam promoviert. 2015 fing sie an, jungen Menschen naturwissenschaftliche Themen auf Youtube zu vermitteln, ihr Kanal "maiLab" hat zurzeit 1,3 Millionen Abonnenten. Im ZDF zählt die Wissenschaftsjournalistin und Aktivistin für "Scientists for Future" unter anderem zum Team von "Terra X Lesch & Co.", seit Beginn der Corona-Pandemie ist sie häufig zu Gast in Talkshows. Ihr aktuelles Buch "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit", in dem sie Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen mit wissenschaftlichen Fakten kontert, ist ein Spiegel-Beststeller.

Mai Thi Nguyen-Kim, 1987 geboren, ging im baden-württembergischen Hemsbach zur Schule. Sie studierte Chemie in Mainz, forschte an der Harvard University und wurde an der Universität Potsdam promoviert. 2015 fing sie an, jungen Menschen naturwissenschaftliche Themen auf Youtube zu vermitteln, ihr Kanal "maiLab" hat zurzeit 1,3 Millionen Abonnenten. Im ZDF zählt die Wissenschaftsjournalistin und Aktivistin für "Scientists for Future" unter anderem zum Team von "Terra X Lesch & Co.", seit Beginn der Corona-Pandemie ist sie häufig zu Gast in Talkshows. Ihr aktuelles Buch "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit", in dem sie Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen mit wissenschaftlichen Fakten kontert, ist ein Spiegel-Beststeller.

(Foto: Viet Nguyen-Kim)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Kam aufs Fach an. In Mathe erste Reihe, in Geschichte lieber hinten.

Influencer oder Follower?

Ich war eher Follower, auch wenn ich es damals nie eingesehen hätte.

Mein Hobby in der Pause?

Unsinn. Am besten irgendwas Verbotenes wie Schulgelände verlassen.

Meine größte Stunde?

Ich sag jetzt was ganz Schlimmes: Ich fand Schule generell einfach super. Die Schulzeit war eine der besten Zeiten meines Lebens.

Das würde ich gern vergessen:

Bundesjugendspiele. Jährlicher Alptraum!

Ein Denkmal gebührt ...

Herrn Bruno Matern, dem damaligen Leiter meiner Grundschule. Er war ein wahnsinnig engagierter Rektor und ist einfach ein wunderbarer Mensch. Er hat außerdem eine große Leidenschaft für Musik, mit der er alle ansteckte, wenn er etwa große Schul-Musicals auf die Beine stellte. Und noch Jahre später konnte sich Herr Matern an alle unsere Namen erinnern und wer mit wem gerne gespielt hat.

Lernen ist...

ein Privileg. Lernen zu dürfen ist ein Privileg, ein stark unterschätztes.

Noten sind...

überbewertet, würde ich am liebsten sagen. Für mich persönlich waren sie aber auch immer ein Ansporn.

Schule müsste...

"Kritisches Denken" als Schulfach einführen.

Entschuldigen muss ich mich bei...

... so gut wie allen Lehrerinnen und Lehrern, die ich damals kaum als Menschen wahrgenommen habe, sondern nur als Autoritätspersonen, die außerhalb der Schule gar nicht existieren. Ich fand es befremdlich, wenn ich einem Lehrer oder einer Lehrerin im Supermarkt über den Weg lief und realisierte, dass da eine Privatperson dahintersteckt.

Entschuldigen muss sich bei mir...

... niemand. War alles schon okay so.

Robert Habeck

Robert Habeck, 1969 in Lübeck geboren, machte mit 19 Abitur und nach einem Studium in Freiburg, im dänischen Roskilde und in Hamburg mit 30 seinen Doktor der Philosophie. Mit seiner Frau Andrea Paluch schrieb er Romane. Seit 2002 ist er Mitglied der Grünen, seit 2018 deren Vorsitzender, gemeinsam mit Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Er war Vize-Ministerpräsident und Umweltminister in Schleswig-Holstein und gilt als Realo.

Robert Habeck, 1969 in Lübeck geboren, machte mit 19 Abitur und nach einem Studium in Freiburg, im dänischen Roskilde und in Hamburg mit 30 seinen Doktor der Philosophie. Mit seiner Frau Andrea Paluch schrieb er Romane. Seit 2002 ist er Mitglied der Grünen, seit 2018 deren Vorsitzender, gemeinsam mit Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Er war Vize-Ministerpräsident und Umweltminister in Schleswig-Holstein und gilt als Realo.

(Foto: Jens Jeske/Imago)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Vorne links.

Influencer oder Follower?

Influencer sind darauf angewiesen, dass sie Follower haben. Letztere haben die Macht über Erstere.

Mein Hobby in der Pause?

Fussi mit dem Tennisball, später die Schülerzeitung "Heulboje" schreiben.

Meine größte Stunde?

Die Premiere der "Dreigroschenoper" auf der Schultheaterbühne.

Das würde ich gern vergessen:

Vermutlich in der zweiten Klasse musste ich als Erster diese Sportseile hochklettern, die vom Hallendach runterbaumelten. Ich schaffte es nicht.Und alle guckten.

Ein Denkmal gebührt ...

...meinem Lehrer im Geschichtsleistungskurs,der mir den Unterschied zwischen Ursache und Auslöser erklärte und politische Haltung vermittelte.Meiner Klassenkameradin aus dem gelben Haus, mit der ich Ideen entwarf, wie wir später leben wollten. Dem Mädchen aus dem Jahrgang über mir, das geduldig mit mir singen übte, bis ich es halbwegs konnte.Dem Vertrauenslehrer, dem man wirklich vertrauen konnte.

Lernen ist...

...Leben. Und wenn wir es nicht mehr tun, ist es auch vorbei.

Noten sind...

...zu häufig eine Bestätigung der Vorannahmen und Vorurteile. Ich habe nie nach Noten gefragt, wenn ich jemanden einstellte.

Schule müsste...

...Lebensmittelpunkt und Freundschaftsschmiede sein. Eine Schule, in der Lehrerinnen und Lehrer neugierig machen,motivieren, unterstützen. Sodass man über sich hinauswächst.

Entschuldigen muss ich mich bei...

...bei meiner Französischlehrerin, weil ich mir was drauf einbildete, in ihrem guten Unterricht schlecht zu sein.

Entschuldigen muss sich bei mir...

...ein Junge, der mich in der dritten Klasse beim Murmeln betrogen hat. Und, als wir uns kloppten, auch noch gewann und die Murmeln einfach mitnahm.

Luisa Neubauer

Luisa Neubauer, 25, kommt aus Hamburg, wo sie 2014 Abitur machte. Danach arbeitete sie in Tansania für ein Hilfsprojekt und in England auf einem Biobauernhof. Im Sommer 2020 hat sie in Göttingen ihren Bachelor in Geografie abgelegt. Sie ist Mitglied der Grünen und Aktivistin an der Front von Fridays for Future. Aus der Bewegung eine Partei zu machen, lehnt sie ab.

Luisa Neubauer, 25, kommt aus Hamburg, wo sie 2014 Abitur machte. Danach arbeitete sie in Tansania für ein Hilfsprojekt und in England auf einem Biobauernhof. Im Sommer 2020 hat sie in Göttingen ihren Bachelor in Geografie abgelegt. Sie ist Mitglied der Grünen und Aktivistin an der Front von Fridays for Future. Aus der Bewegung eine Partei zu machen, lehnt sie ab.

(Foto: dpa)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Vorne Links. Hatte mal eine Studie gelesen, dass man dort nur profitiert, man wird für engagiert gehalten aber wenig dran genommen. Hack the system und so.

Influencer oder Follower?

Na, hören Sie mal. Ich bin jung, aber nicht so jung! Ich kenne noch SchülerVZ. Bei uns verlief die Schneise nicht zwischen Influencer und Follower, sondern zwischen denjenigen, die in einer Band waren, und allen anderen.

Mein Hobby in der Pause?

Fußball und Geheimclubs gründen. Später mit den andern Leuten aus der Schulband im Probenraum rumhängen.

Meine größte Stunde?

Meine erste Moderation vom Jahresabschlussfest. Ich war so klein, ich stand auf einem Hocker, damit mich die Menschen sehen können. Normalerweise haben die großen Jungs und nicht die kleinen Mädchen moderiert. Im Nachhinein fast feministisch. Für mich damals ein Platzen vor Aufregung und ein großes Glück.

Das würde ich gern vergessen:

Ach einiges, Kinder können unfassbar gemein sein. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass man relativ unbeschadet durch die Schulzeit kommt. Gleichzeitig habe ich auch schon viel Schönes vergessen.

Ein Denkmal gebührt ...

... Kathrin Carbow und Christian Gefert. Sie hat mich und viele andere zur Musik gebracht, er hat auf einer Exkursion zu meiner Ökologisierung beigetragen.

Lernen ist ...

... ein urmenschliches Bedürfnis, doch viel zu oft noch ein Privileg.

Noten sind ...

... die marktorientierte Effizienzmaximierung vielschichtiger und hochindividueller Entwicklungsprozesse. Sie sagen maximal wenig über das, was wirklich zählt: Nämlich, ob man Lust zu lernen hat, sich zu helfen weiß und das Selbstvertrauen, die Neugier und den Mut besitzt, sich einer immer komplexeren Welt zu öffnen.

Schule müsste ...

... der Ort sein, den wir selbstverständlich und gerne erleben und nicht zwangsläufig überleben. Ein Ort, der zum Träumen schult. Und, natürlich, ein Ausgangspunkt von Kinderrevolutionen.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... einigen Lehrerinnen und Lehrern, denen wir das Leben schwer gemacht haben.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... niemand. No bad feelings, tatsächlich. Ich bin nicht nachtragend - und blicke sehr dankbar auf meine Schulzeit zurück.

Smudo

Smudo, 1968 als Michael Bernd Schmidt in Hessen geboren, schrieb schon Computerprogramme (auf einem Commodore 64 mit 64 KB Arbeitsspeicher), bevor er mit 20 Abitur machte. 1989 bildete er mit Thomas D, Michi Beck und And.Y die Hip-Hop-Band "Die Fantastischen Vier", die bisher zehn Studio- und acht Livealben eingespielt hat. Smudo ist an der Luca-App beteiligt, die viele Gastronomen in der Corona-Pandemie für die Gästeregistrierung nutzen.

Smudo, 1968 als Michael Bernd Schmidt in Hessen geboren, schrieb schon Computerprogramme (auf einem Commodore 64 mit 64 KB Arbeitsspeicher), bevor er mit 20 Abitur machte. 1989 bildete er mit Thomas D, Michi Beck und And.Y die Hip-Hop-Band "Die Fantastischen Vier", die bisher zehn Studio- und acht Livealben eingespielt hat. Smudo ist an der Luca-App beteiligt, die viele Gastronomen in der Corona-Pandemie für die Gästeregistrierung nutzen.

(Foto: Christian Charisius/dpa)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Ich habe gerne vorne gesessen. Mache ich auch jetzt gerne. Ich erinnere mich, dass ich bei der Einschulung ganz hinten sitzen sollte und daraufhin in Tränen ausgebrochen bin. Das funktioniert immer.

Influencer oder Follower?

Sowohl als auch. Wie ich höre, sind Entertainer gerne die Klassenclowns gewesen.

Mein Hobby in der Pause?

Ich hatte auf dem Gymnasium über Jahre hinweg eine Zocker-Gruppe. Wir haben Skat, Schwimmen (auch ein Kartenspiel) oder Fuchsen gespielt. Man schmeißt Groschen an die Wand und wer am nächsten dranliegt, gewinnt.

Meine größte Stunde?

Ein Highlight war unser Abistreich. Wir haben im Cowboykostüm die Lehrer "gefangen" genommen und sie mussten auf einer Rodeo-Bullen-Maschine performen. Dabei brach sich ein verhasster Sportlehrer die Nase. Eine Sternstunde.

Das würde ich gern vergessen:

Dass mein bester Freund mit meinem Schwarm auf meiner Party geknutscht hat. Hat mir das Herz gebrochen. Jetzt ist er in meiner Band.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinem nerdigen Schulfreund Holger Dieffenbach, der mich in die Heimcomputerei eingeführt hat. Wir beide haben es als Siebtklässler in den Informatikraum geschafft, um dort zwischen Abiturienten zu programmieren. Das war mit ein Grundstein zur Werdung der Fantastischen Vier, die ja als Programmierduo begannen.

Lernen ist ...

... toll, wenn es außerhalb der Schule stattfindet.

Noten sind ...

... überbewertet, aber trotzdem ok.

Schule müsste ...

... mehr Raum lassen für Freizeit. Ich sehe es gerade bei meinen beiden großen Töchtern. Die haben die längste Zeit des Tages damit zu tun. Stressiger als mein Job.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... meinem Physiklehrer Herrn Henle, den ich auf großer Bühne bei einer Schulveranstaltung persifliert habe, zum Teil unter der Gürtellinie. Er hat mir im Vorfeld sogar Requisiten mitgegeben. Ich habe es aus Gefallsucht getan.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... Anna! Warum hast du auf meiner Party mit anderen geknutscht?

Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht, im Sommer 1965 als Tochter eines Iraners und einer Deutschen in Jena geboren, ging in Ost-Berlin zur Schule. Nach dem Abitur verweigerte ihr die DDR ein Studium mit der Begründung, sie sei "nicht genügend aufgeschlossen [...] fürs Kollektiv". 2012 promovierte die frühere PDS-Politikerin als Volkswirtin an der TU Chemnitz. 2019 schied sie nach vier Jahren aus dem Fraktionsvorsitz der Linkspartei aus. Nun kandidiert sie für die Linken in NRW auf Platz 1 der Landesliste für die Bundestagswahl im September.

Sahra Wagenknecht, im Sommer 1965 als Tochter eines Iraners und einer Deutschen in Jena geboren, ging in Ost-Berlin zur Schule. Nach dem Abitur verweigerte ihr die DDR ein Studium mit der Begründung, sie sei "nicht genügend aufgeschlossen [...] fürs Kollektiv". 2012 promovierte die frühere PDS-Politikerin als Volkswirtin an der TU Chemnitz. 2019 schied sie nach vier Jahren aus dem Fraktionsvorsitz der Linkspartei aus. Nun kandidiert sie für die Linken in NRW auf Platz 1 der Landesliste für die Bundestagswahl im September.

(Foto: Christian Spicker /Imago)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Immer vorn. Aber nicht, weil ich vom Lehrer gesehen werden wollte, sondern weil ich schon als Kind kurzsichtig war und es zu meinem Kummer noch keine Kontaktlinsen gab.

Influencer oder Follower?

Weder noch. Eher Einzelgängerin.

Mein Hobby in der Pause?

In meiner Punkzeit: Abhängen in der Schulhofecke und über Lehrer lästern. Später: Mit dem neuen Walkman klassische Musik hören und mich wegträumen.

Meine größte Stunde?

Das Abitur. Endlich geschafft, endlich studieren - so dachte ich, aber statt Studium sollte ich in der DDR Sekretärin werden.

Das würde ich gern vergessen:

Einen bösen Streich, den ich einem äußerlich benachteiligten Mitschüler gespielt und für den ich mich dann wirklich geschämt habe.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinen Lehrern, die Aufsätze in meiner unleserlichen Handschrift lesen mussten.

Lernen ist ...

... für mich lebensnotwendig und unendlich spannend.

Noten sind ...

... eine wichtige Orientierung. Vor allem für einen selbst: damit man einschätzen kann, wo man steht.

Schule müsste ...

... auch wenn es langweilig klingt: zunächst einmal die elementaren Grundfertigkeiten Lesen, Rechnen und Schreiben vermitteln. Auch den Schülern, die kein Abi machen. Außerdem sollte sie Wissbegierde wecken, Kenntnisse vermitteln, Kreativität und Talente fördern.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... all denen, die ich mit meinem Eigensinn und meiner Sturheit manchmal zur Verzweiflung getrieben habe.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... niemand. Klar gab es Mitschüler, die mich geärgert, und Lehrer, die mir mit negativen Beurteilungen zunächst die altsprachliche Oberschule, dann fast das Abitur und schließlich den Zugang zum Studium verbaut haben. Aber letztlich bin ich ja trotzdem meinen Weg gegangen.

Karl Lauterbach

Karl Lauterbach, 1963 in Düren geboren, studierte Medizin in Aachen und San Antonio und verbrachte mehrere Jahre in Harvard, wo er unter anderem Epidemiologie und Gesundheitsökonomie studierte. Seit 2001 in der SPD, seit 2005 im Bundestag. Als Gesundheitsexperte ist der Politiker mit zweifachem Doktor- und einem Professorentitel seit Jahren bekannt, aber noch nie so gefragt wie seit Ausbruch der Coronakrise.

Karl Lauterbach, 1963 in Düren geboren, studierte Medizin in Aachen und San Antonio und verbrachte mehrere Jahre in Harvard, wo er unter anderem Epidemiologie und Gesundheitsökonomie studierte. Seit 2001 in der SPD, seit 2005 im Bundestag. Als Gesundheitsexperte ist der Politiker mit zweifachem Doktor- und einem Professorentitel seit Jahren bekannt, aber noch nie so gefragt wie seit Ausbruch der Coronakrise.

(Foto: Karl Lauterbach)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Letzte Bank von Anfang an.

Influencer oder Follower?

Weder noch. Als Schüler waren mir beide Gruppen suspekt. Ich war fast immer gegen alles.

Mein Hobby in der Pause?

Fußball, Fußball, Fußball. Als Sturmspieler in Alltagsschuhen, mit einem Tennisball, der als Fußball diente, sowohl in der Klasse als auch auf dem Steinboden im Schulhof.

Meine größte Stunde?

Täglich die letzte Stunde. Die Vorfreude auf Spiel und Sport mit Freunden am Nachmittag wuchs mit jeder Minute Richtung Schulschluss.

Das würde ich gern vergessen:

Der Freund meiner Angebeteten kommt vom Auslandsjahr in Amerika fit und gutgelaunt zurück.

Ein Denkmal gebührt ...

Meiner Mutter, die immer an mich glaubte, und einigen Lehrern, die mich konsequent gefördert haben.

Lernen ist ...

... der absolut wichtigste Schlüssel für ein erfolgreiches Leben und muss daher jedem Kind unabhängig von der Herkunft ermöglicht werden.

Noten sind ...

... ungerecht, aber trotzdem notwendig, weil sie helfen, Stärken und Schwächen zu identifizieren.

Schule müsste ...

... zum selbständigen Lernen motivieren. Dazu müsste viel stärker klar gemacht werden, wozu man das gerade Erlernte im späteren Leben brauchen kann.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... allen, denen ich nicht viel zugetraut habe und die ich es als Kind habe spüren lassen.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... der Grundschullehrer, der mich mit dem Stock auf die Hände schlug: bei kleineren Vergehen Innenfläche, bei größeren Außenfläche.

Lisa Eckhart

Lisa Eckhart heißt eigentlich Lisa Lasselsberger und wuchs in den 90er-Jahren in der Steiermark auf. Sie studierte Germanistik und Slawistik in Paris, machte ihren Master in Berlin und performte bei Poetry-Slams. Die österreichische, wegen ihres grenzverletzenden Humors umstrittene Kabarettistin tritt unter anderem als Stammgast bei "Nuhr im Ersten" auf.

Lisa Eckhart heißt eigentlich Lisa Lasselsberger und wuchs in den 90er-Jahren in der Steiermark auf. Sie studierte Germanistik und Slawistik in Paris, machte ihren Master in Berlin und performte bei Poetry-Slams. Die österreichische, wegen ihres grenzverletzenden Humors umstrittene Kabarettistin tritt unter anderem als Stammgast bei "Nuhr im Ersten" auf.

(Foto: PAULA WINKLER)

Erste Reihe oder letzte Bank?

In der Mitte. Sowohl in der ersten Reihe als auch in der letzten Bank saßen die, welche nicht gesehen werden wollten. Dieser Wunsch war mir stets fremd.

Influencer oder Follower?

Ich beantworte grundsätzlich keine Fragen, in denen die englischen Wörter die deutschen überwiegen.

Mein Hobby in der Pause?

Das lässt sich nur mit einem Namen beschreiben: Cecilia.

Meine größte Stunde?

Meine Buchvorstellung des Romans "Justine" von Marquis de Sade, die mein Deutschprofessor mit der strengen Bitte abbrach, mit meinen sexuellen Perversionen zu Hause zu bleiben. Erst weinte ich, dann war ich stolz.

Das würde ich gern vergessen:

Ich bin eine Meisterin der Verdrängung. Was ich vergessen möchte, vergesse ich auch zuverlässig.

Ein Denkmal gebührt ...

... meiner Lateinprofessorin Eva-Maria Fladerer, die mich sowohl das freie Denken als auch die Ordnung lieben lehrte. Ich genoss bei ihr sowohl, dass sie die gesamte Klasse beim lauten Konjugieren von Verben auf dem Platz marschieren ließ, als auch die künstlerische Freiheit, dass wir die Interpretation von Mythen nicht nur als ellenlangen Text, sondern als Zeichnung einreichen durften - so sie denn gelungen war. Dilettantismus wurde von ihr nicht gerügt, aber ebenso wenig gerühmt. Solche Lehrer wie sie sind höchst selten. Doch im Leben eines Schülers reicht oft schon ein Lehrer aus, welcher ihm nicht nur ein Fach, sondern eine Welt eröffnet.

Lernen ist ...

... Selbstzweck. Man lerne für die Schule ebenso wenig wie für das Leben. Man lerne, um zu lernen. Reines Denken ohne jeden Hintergedanken.

Noten sind ...

... nur ein Symptom unserer Numerokratie. Was nützt es, die Schüler verbal zu beurteilen, um sie in eine Welt zu entlassen, wo Zahlen und Nummern herrschen? Die Social Credit Points in China, die Inzidenzzahlen zu Corona, BMI, IQ, ECTS, BIP ... Alles ist zählbar, nichts wird erzählt.

Schule müsste ...

... frei von jeglichen Bildschirmen sein.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... Frau Professor Fladerer, weil ich mich viel zu selten melde.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... jeder Professor, der nicht auf meine Avancen einging.

Otto Waalkes

Otto Waalkes

Otto Waalkes, 1948 in Ostfriesland geboren, bekam seine erste Gitarre mit zwölf. Nach dem Abitur studierte er Kunstpädagogik, Lehrer wurde er aber nie. Das komödiantische Multitalent prägte den Humor der Deutschen mit Liedern, Filmen, Comics, Shows. Seine Tour "OTTO - Live 2021" hat er coronabedingt auf April 2022 verschoben.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Erste Reihe, ich war so klein, dass ich sonst die Lehrer nicht gesehen hätte.

Influencer oder Follower?

Instinktiv Follower, das änderte sich erst, als ich eine eigene Band hatte - zumindest musikalisch war ich dann Influencer.

Mein Hobby in der Pause?

Reiterkampf, dabei nahm einer den anderen auf die Schulter, um die anderen Pärchen zu bekämpfen, was nach einiger Zeit leider verboten wurde. Weil ich so leicht war, durfte ich immer oben sitzen.

Meine größte Stunde?

Die Wände der Aula für ein Schulfest mit Ottifanten bemalen zu dürfen, ohne dafür bestraft zu werden.

Das würde ich gern vergessen:

Meine Antwort auf die Frage "Was ist ein Vatikanisches Konzil?" - sie lautete: die Zusammenkunft aller Päpste.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinem Deutschlehrer Dr. Meyer, der mich dabei erwischte, wie ich eine Interpretation des Rilke-Gedichts "Der Panther" von einem Klassenkameraden abschrieb, und mir das mit einem Schmunzeln durchgehen ließ. Das gleichnamige Gernhardt-Gedicht habe ich dann selbst interpretiert: "Der Panther, der Panther - erst lag er und dann stand er."

Lernen ist ...

... die unschönste Nebensache der Welt.

Noten sind ...

... für Musiker da.

Schule müsste ...

nicht ganz so früh anfangen und das auch nicht jeden Morgen.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... allen Lehrern, denen ich nicht zuhören konnte, weil ich sie gerade karikiert habe.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... Frau R., die meinen ersten Aufsatz auf dem Gymnasium, den ich mit kleinen Zeichnungen verziert hatte, weil ich das von der Volksschule so gewohnt war, mit einer Stunde Nachsitzen bestrafte. Beinah hätte ich deswegen die Malerei aufgegeben und wäre Diktator geworden.

Uschi Glas

Uschi Glas, 1944 in Landau an der Isar geboren, machte Mittlere Reife und war Buchhalterin sowie Sekretärin, bevor sie 1965 die erste Filmrolle spielte und erst danach Schauspielunterricht nahm. 1968 wurde sie als Barbara in "Zur Sache, Schätzchen" bekannt. Es folgten Erfolgsserien und Filme, darunter "Fack ju Göhte" - sie war in zehn der 100 erfolgreichsten deutschen Kinofilme zwischen 1966 und 2017 zu sehen. Ihr Verein "Brotzeit" versorgt mehr als 10 000 Schulkinder mit Frühstück.

Uschi Glas, 1944 in Landau an der Isar geboren, machte Mittlere Reife und war Buchhalterin sowie Sekretärin, bevor sie 1965 die erste Filmrolle spielte und erst danach Schauspielunterricht nahm. 1968 wurde sie als Barbara in "Zur Sache, Schätzchen" bekannt. Es folgten Erfolgsserien und Filme, darunter "Fack ju Göhte" - sie war in zehn der 100 erfolgreichsten deutschen Kinofilme zwischen 1966 und 2017 zu sehen. Das Foto zeigt sie in ihrem letzten Film "Max und die Wilde 7". Ihr Verein Brotzeit versorgt seit zwölf Jahren Tausende Schulkinder täglich mit Frühstück.

(Foto: Leonine)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Meistens mittendrin, wenn es ging, dann vorn. Hinten auf gar keinen Fall.

Influencer oder Follower?

Lieber war ich "Beeinflusser", zum Mit- oder Nachlaufen war und bin ich nicht geschaffen. Aber ich bin unserer Bande gefolgt - wir waren die "Vier wilden Uschis"!

Mein Hobby in der Pause?

Zusammensitzen, Pläne schmieden und die Buben ärgern.

Meine größte Stunde?

Frau Dr. Füßl war eine gerechte, aber strenge Lehrerin, sparsam mit Lob. Als sie mich vor der ganzen Klasse für eine Deutscharbeit sehr lobte, war ich zuerst peinlich berührt - aber dann unheimlich stolz.

Das würde ich gern vergessen:

Wir waren gemein zu unserer Kunstlehrerin. Sie war unsicher, vertrug keinen Lärm, hatte Angst vor uns. Anstatt ihr zu helfen, waren wir extra laut und frech zu ihr. Dafür schäme ich mich noch heute.

Ein Denkmal gebührt ...

... meinen Turnlehrern. Einem Ehepaar, das uns ehrenamtlich unterrichtete, immer zu zweit, immer toll. Bei schönem Wetter schleppten sie von den Matten bis zum Bock alles nach draußen. Wir haben uns auf jede Stunde gefreut.

Lernen ist ...

... wenn man die Erfahrung macht, dass man wirklich für sich selbst lernt und nicht für die Schule oder die Eltern. Daraus entsteht ein Wissensdurst.

Noten sind ...

... notwendig, denke ich. Man will ja wissen, wo man steht.

Schule müsste ...

... Hängebrücken zwischen Bäumen haben, und Gemüse und Küchen, und natürlich ganztags sein.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... unserer Kunstlehrerin. Man kann als Kind so brutal sein.

Entschuldigen müssen sich bei mir ...

... einige Mitschüler, die mich mit viel Freude immer wieder "Negerlein" genannt haben. Weil ich schwarze Löckchen hatte und im Sommer ziemlich dunkelhäutig war.

Boris Palmer

Boris Palmer, 1972 in Waiblingen als Sohn des Bürgerrechtlerrs Helmut Palmer geboren, besuchte die Waldorfschule und machte 1992  Abitur. Er studierte Mathematik und Geschichte in Tübingen, ging in die Studentenpolitik und zog 2001 für die Grünen in den Landtag von Baden-Württemberg ein, wo er unter anderem verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion war. Seit 2006 ist er Bürgermeister von Tübingen. Mit seinem Tübinger Corona-Modellprojekt nach dem Motto "Testen statt Lockdown" erregte er bundesweit Aufsehen.

Boris Palmer, 1972 in Waiblingen als Sohn des Bürgerrechtlerrs Helmut Palmer geboren, besuchte die Waldorfschule und machte 1992 Abitur. Er studierte Mathematik und Geschichte in Tübingen, ging in die Studentenpolitik und zog 2001 für die Grünen in den Landtag von Baden-Württemberg ein, wo er unter anderem verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion war. Seit 2006 ist er Bürgermeister von Tübingen. Mit seinem Tübinger Corona-Modellprojekt nach dem Motto "Testen statt Lockdown" erregte er bundesweit Aufsehen.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Erste Reihe oder letzte Bank?

Letzte Bank, wir waren vier Jungs und nannten uns "Backbench".

Influencer oder Follower?

Klassensprecher und Schülerzeitungsredakteur.

Mein Hobby in der Pause?

Gurkenbrot. Mamas Vesper war immer lecker.

Meine größte Stunde?

Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl übertrug die Klassenlehrerin mir die Aufgabe, zu erklären, was da physikalisch vorgefallen war.

Das würde ich gern vergessen:

Meinen gescheiterten Versuch, vor der gesamten Oberstufe die ziemlich absurde Levitationstheorie zu widerlegen.

Ein Denkmal gebührt ...?

Sabine Kressler. Acht Jahre lang meine Klassenlehrerin, die Hälfte als zweite Mutter und die andere Hälfte im Kampf mit des Widerspenstigen Zähmung.

Lernen ist ...

... vor allem eine Freude.

Noten sind ...

... unnötig. Motivation entsteht anders.

Schule müsste ...

... immer vom Kind her denken.

Entschuldigen muss ich mich bei ...

... meinem Physiklehrer, dessen Nachnamen wir einige Zeit als Schlachtruf im Pausenhof benutzt haben.

Entschuldigen muss sich bei mir ...

... der Schüler, der mir sagte, man habe ja nur vergessen, meinen Vater zu vergasen.

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