Syrische Weißhelme:Momente der Menschlichkeit

Jordanien nimmt die Bedrohten auf.

Von Matthias Drobinski

Sie haben mehr als hunderttausend Menschen aus den Trümmern gerettet, die einmal Syriens Städte und Dörfer waren, nun mussten sie selber gerettet werden: In einer spektakulären Aktion hat Israel die sonst unüberwindliche Grenze auf den Golanhöhen geöffnet, hat 800 Menschen vor den heranrückenden syrischen Truppen gerettet, Angehörige der sogenannten Weißhelme, ihre Frauen und Kinder. Für Baschar al-Assad, den Herrscher in Damaskus, sind sie keine Helfer, sondern Feinde; Gnade hätten sie keine zu erwarten gehabt.

Es ist eine bewegende humanitäre Geste, die da für einen Moment alles Feind- und Sicherheitsdenken überwunden hat: Jordanien nimmt die Bedrohten auf, bevor sie weiterziehen, auch nach Deutschland. Diese Geste lässt ahnen, was möglich wäre an Menschlichkeit, wenn es in dieser geschundenen Region mehr solcher Momente gäbe.

Denn 800 Gerettete heißen auch: Für die anderen 160 000 Menschen, die vor der jüngsten Offensive Assads geflohen sind, bleibt der Golan eine Sackgasse; immerhin eine, in die hinein sich die Bombenflugzeuge Assads und Putins nicht trauen. Der Moment der Menschlichkeit lenkt den Blick auf die ausweglos in Syrien Umherirrenden - und damit auf eine Großschande der gegenwärtigen Menschheit.

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