Syrien:Wo Terroristen wachsen

Nach Afghanistan und Irak ist Syrien nun das Ausbildungsland für Dschihadisten. Der Schrecken des Bürgerkrieges ist längst in Europa angekommen.

Ein Kommentar von Sonja Zekri, Kairo

Es ist ja nicht nur Aleppo oder Raqqa. Es sind nicht nur die Fassbomben auf Wohnhäuser, die Flaggen der Gotteskrieger, die Hinrichtungen, Gasangriffe und Flüchtlingsströme. Es ist nicht nur der grausame Witz einer Wahl, in der sich Baschar al-Assad bejubeln lässt, Herrscher über ein Trümmerfeld, genauer: über einen Teil des Trümmerfeldes, das einst Syrien war.

Der Schrecken von Syrien ist längst in Europa angekommen, nur will das niemand so genau sehen. Junge Männer, auch Frauen, radikal, vorbestraft oder auch nur wild auf das ultimative Abenteuer, reisen zum Dschihad nach Syrien. Tausende kämpfen dort, meist auf der Seite der Radikalsten, und dass sich die Islamisten inzwischen gegenseitig an die Kehle gehen, entlarvt diese in ihren Augen nicht.

Viele Neuankömmlinge sterben schnell, andere lernen das Handwerk des Tötens und tragen es in ihre Heimat zurück. Der Attentäter auf das Jüdische Museum in Brüssel war so ein Heimkehrer. Andere sind ihm vorausgegangen, viele werden folgen.

Nach Afghanistan und Irak ist Syrien nun das Ausbildungsland für Dschihadisten. Dabei leidet die Welt, leidet die Region noch an den früheren Lernfortschritten der Terror-Touristen. Selbst wenn sich Assad und seine Gegner morgen einigen würden, wenn Frieden ausbräche - an den Folgen dieser Entgrenzung der Gewalt wird die Welt noch lange leiden.

© SZ vom 04.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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