Syrien:Was Trumps Befehl zum Truppenabzug bedeutet

Syrien: Luftangriff des syrischen Regimes auf Rebellen in Saida bei Daraa im Süden des Landes: Nach dem angekündigten Truppenabzug haben Iran, Russland und das Assad-Regime nun freie Hand, den Konflikt auf ihre Art zu Ende zu bringen.

Luftangriff des syrischen Regimes auf Rebellen in Saida bei Daraa im Süden des Landes: Nach dem angekündigten Truppenabzug haben Iran, Russland und das Assad-Regime nun freie Hand, den Konflikt auf ihre Art zu Ende zu bringen.

(Foto: AFP)

Iran, Russland und das Assad-Regime werden jubeln, die Verbündeten verzweifeln. Die Kurden und Israel stehen gänzlich blank da - und müssen eine militärische Eskalation fürchten.

Kommentar von Moritz Baumstieger

Wieder überrascht Donald Trump die Welt - oder zumindest jene Teile, die nach fast acht Jahren Krieg nicht müde sind, Nachrichten aus und über Syrien zu verfolgen. Dass er die Truppen von dort bald abziehen wolle, hat der US-Präsident zwar schon mehrmals gesagt. Beobachter taten das aber als populistisches Geschwätz ab. Zuletzt richteten sich Trumps Generäle darauf ein, mit ihren Truppen erst einmal im Land zu bleiben. In der erst im Spätsommer formulierten Syrien-Strategie hieß es sogar: "auf unbestimmte Zeit".

Für den in der Bevölkerung ungeliebten Einsatz in der Staubwüste östlich des Euphrat hatten die Strategen im Pentagon und im US-Außenministerium Gründe: Mit ihrer Präsenz in Ostsyrien sollten die US-Soldaten verhindern, dass Iran seinen Einfluss im Land ausdehnt, seine angestrebte Landbrücke von Teheran über den Irak und Syrien bis an die Grenzen Israels vollendet.

Durch Ausbildung und Unterstützung der kurdischen Milizen sollten die GIs zudem absichern, dass der zuletzt geschwächte IS nicht wieder stärker wird - besiegt ist die Gruppe trotz Trumps Behauptungen noch lange nicht. Und zu guter Letzt sollten die US-Truppen Ostsyrien quasi als Pfand halten, um Druck auf das Regime in Damaskus auszuüben, sich zumindest in Teilen zu reformieren: Einen nachhaltigen Frieden wird es in Syrien nur geben, wenn Machthaber Baschar al-Assad nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, nachdem er die Aufständischen wieder unter seine Kontrolle gebombt hat.

Nun zeigt sich wieder einmal, dass dieser Präsident seine Worte durchaus ernst meint, so abwegig sie teils klingen mögen. Donald Trump scheint diese Kehrtwenden zu lieben, mit denen er Freund und Feind übertölpelt - und gibt jetzt den Befehl zum Abzug. Verlassen sollte man sich auf Trump eher nicht

Verbündete der USA werden darüber verzweifeln, und ihre Gegner jubeln: Iran, Russland und das Assad-Regime haben nun freie Hand, den Konflikt auf ihre Art zu Ende zu bringen. Dass Zugeständnisse hier nicht vorgesehen sind und der Ruf der internationalen Gemeinschaft nach politischen Reformen an ihnen abprallt, machten Vertreter des Regimes zuletzt ziemlich deutlich. Man habe den Krieg gewonnen, so der Tenor - warum solle man sich da mit Forderungen aus dem Ausland beschäftigen?

Zwei Partner der USA stehen hingegen blank da - und müssen nun die Konflikte austragen, deren Eskalation die US-Soldaten mit ihrer Anwesenheit bislang verhinderten: Die Kurden, die im Kampf gegen den IS als Bodentruppen dienten, dürften bald zwischen der Türkei und Assad zerrieben werden. Sie können wählen, ob sie lieber von einer Offensive Erdoğans überrollt werden wollen oder sich besser wieder dem Diktator aus Damaskus unterordnen. Und Israel zählte bislang darauf, dass die USA den Einfluss Irans im Nachbarland eindämmen. Auch in Jerusalem lernt man nun: Verlassen sollte man sich auf den Partner Donald Trump eher nicht.

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